Im Bunker is Musike

Möglichkeiten der zivilen Luftschutzbunkernutzung

Ab September 1940 startete, einem Führersofortprogramm folgend, das bis dahin größte staatliche Bauprogramm in der Geschichte Berlins. Verteilt übers ganze Stadtgebiet wurden in kaum vier Jahren mehr als 1.000 Bunker gebaut. Die sollten der Zivilbevölkerung bei Luftangriffen Schutz bieten. Errichtet unter teilweise unmenschlichem Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern, war die Zahl der öffentlichen Bunker zu keiner Zeit auch nur annähernd ausreichend. Besonders betroffen macht, dass deren Erbauer bei Bombenangriffen selber nicht in die­se Schutzräume durften.

musikbunker
Luftschutzbunker Baujahr 1940; Mutter Kind Schutz; 576 Personen; Deckenstärke 1,80m; Gewicht der Decke 100t; Wandstärke 1,10m.                                                                                                        Foto: rr

Nach dem Krieg wurden in den intakten Bunkern Ausgebombte und Flüchtlinge untergebracht. 1946, als Maßnahme zur Entmilitarisierung, begannen die Alliierten diese Anlagen zu sprengen. Mit Verschärfung des Kalten Krieges und dem Bau der Mauer stoppten beide Seiten die Bunker­zerstörung. Von 1965 an wurden die wenigen dann noch erhaltenen Bunker nicht nur teuer reaktiviert, sondern teilweise weiter ausgebaut. In Berlin wurden sieben Tief- und vier Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg wieder nutzbar gemacht. Der alte Flachbunker aus den 40er Jahren im Bereich der Bundesgartenschau in Britz wurde noch 1983 wieder aufgerüstet (354 Plätze). Der Berliner Zivilschutz hatte 2003 noch 23 intakte Luftschutzbunker mit etwa 27.300 »Schutzplätzen« im Bestand.
Seit der Bund seine alten Schutzbunker verkauft, gibt es Museen, Aquarien und Lagerhäuser für Kunst oder Wein in ihnen. Aber auch Bioenergiewerke, Wohnungen, ein Medienzentrum und sogar eine große Kirche nutzen die Kriegshinterlassenschaften. Sie einfach abzureißen wäre dagegen recht teuer, auch, weil der Bunkerbetonschutt als Sondermüll speziell entsorgt werden muss.
In Britz werden einige der elf noch erhaltenen Bunker jetzt als Probe- und Studioräume für Musiker genutzt. Ihre meterdicken Wände und Decken verhindern zuverlässig, dass, egal wie laut oder zu welcher Tages- oder Nachtzeit gespielt wird, Lärm nach außen dringt. Das optisch originellste Studio befindet sich am Buckower Damm. Getarnt als normales Wohnhaus stehen hier zwei Raketen- und eine aufblasbare Panzerattrappe, sowie weithin sichtbar, ein alter Armeehubschrauber im Vorgarten. Dazu kommt ein lebensgroßer Elefant, bewacht von einem Gorilla. Andere haben da Gartenzwerge.

rr