Schlaflose Nacht für Berliner Briten

Tränen der Enttäuschung nach dem Brexit

Während es auf der Insel regnet, herrschen in Berlin tropische Temperaturen an diesem geschichtsträchtigen 23. Juni, an dem die Briten über den EU-Verbleib abstimmen. Viele Neuköllner Briten gehen ins »Gift«, um dort dem Abstimmungsergebnis entgegenzufiebern.
»Public Viewing« gibt es aber erst nach Mitternacht. Bis dahin bestimmen lautstarke Diskussionen die Atmosphäre.
Richtig spannend wird es dann um ein Uhr nachts, als die ersten Abstimmungsergebnisse eintrudeln. Alle blicken gespannt auf den Bildschirm, wo die BBC die ersten Ergebnisse bekannt gibt. Gibraltar will in der EU bleiben. Die EU-Ablehnung von Sunderland wird mit lautstarken Buh-Rufen begleitet.
Es ist knapp. So steht den Neuköllner Briten eine lange Nacht bevor.
Sie sitzen in luftiger Kleidung gebannt vor dem Bildschirm und wollen nicht zurück ins verregnete Königreich. Vor allem die Schotten geben Grund zur Hoffnung. Die wollen in der EU bleiben und raus aus dem United Kingdom.
Um drei Uhr nachts ist das »Gift« brechend voll. Die EU-Gegner liegen knapp vorn. Jubel bricht aus, sobald die EU-Befürworter ein Council gewinnen, betretenes Schweigen, wenn es die Gegner schaffen.
Es bleibt spannend, und um fünf Uhr früh ist das »Gift« noch immer gut besucht.
Um sieben Uhr früh ist das Warten zu Ende. Es ist das eingetroffen, womit die wenigsten gerechnet haben. Die EU-Gegner haben gewonnen.
Enttäuscht verlassen die Gäste, in der Mehrzahl EU-Befürworter, das »Gift« oder spülen ihren Frust mit einem letzten Glas Bier herunter.

pschl