Ein multireligiöses Miteinander ist unumgänglich

Philipp-Melanchthon-Kirche wird 100

Mit einem Festgottesdienst feierte die »Fürbitt-Melanchthon-Gemeinde« am 22. Mai die Einweihung ihrer Kirche vor 100 Jahren.

Melanchthon
Superintendentin Viola Kennert spendet den Segen.                                                                                       Foto: mr

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war Neukölln mit den Problemen einer wachsenden Stadt konfrontiert. Im Zuge der Industrialisierung und der Gründerzeit erlebte die Stadt einen massenhaften Zuzug, und die Evangelische Stadtkirchengemeinde Neukölln wurde mit mehr als 200.000 Mitgliedern zu einer der größten Großstadtgemeinden Deutschlands. Das machte Kirchenneubauten notwendig. Am 24. April 1914 war die Grundsteinlegung der neuen Kirche an der Kranoldstraße, die den Namen des Reformators Philipp Melanchthon erhielt, weil es eine Martin-Luther-Kirche bereits gab. Drei Monate später brach der Krieg aus. Obwohl der Krieg den Bau erheblich verzögerte – es fehlte an Material und an Arbeitern – konnte am 23. Mai 1916 Einweihung gefeiert werden.
»Entsprechend dem Ernst der Zeit trug die Feier der Gemeinde einen ernsten und schlichten Charakter. Dennoch hatten die Anwohner der Kranold- und Herthastraße es sich nicht nehmen lassen, ihre Häuser reich mit Flaggen auszuschmücken«, schrieb damals das »Neuköllner Tageblatt«.
Derzeit zählt die Gemeinde laut Kirchenkreis 5.269 Mitglieder. »Wir sehen heute ein Europa, das nicht mehr christlich, sondern multireligiös ist«, sagte Superintendentin Viola Kennert in ihrer Predigt. Das gelte auch für Neukölln. Deshalb sei es wichtig, sich gemeinsam mit Menschen aus anderen Kulturen und Religionen für ein multireligiöses Miteinander zu engagieren und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. »Dass Wahrheit kein Kampfbegriff wird, darum müssen wir ringen.«
Nach dem Gottesdienst waren alle Besucher zu Kaffee und Kuchen in den Gemeindesaal eingeladen. Dort überbrachte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey die Glückwünsche des Bezirks. Als Geschenk überreichte sie dem Gemeindekirchenratsvorsitzenden Bernd Müller eine eigens von böhmischen Glasbläsern angefertigte Karaffe mit dem Wappen Neuköllns.

mr
Die Ausstellung zur Geschichte der Kirche ist noch bis zum 30. Juni immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet