Petras Tagebuch

Kein Schwimmen in schlimmen Anzügen

Es ist schon einige Jahre her, als ich auf dem Weg nach Brandenburg war, um meine Freundin zu besuchen. Es war Winter, und wir planten, in die Sauna zu gehen und eine ordentliche Runde zu schwimmen. Am Bahnhof Friedrichstraße stellte ich fest, dass ich meinen Badeanzug zuhause vergessen hatte. Flugs suchte ich einen Dessousladen auf und kaufte einen neuen. Dieser Badeanzug, den ich noch nicht einmal anprobiert hatte, entwickelte sich zu meinem Lieblingsstück. Er war schlicht und schwarz, einfach ein schickes Teil ohne viel Schnickschnack.Die Freude währte so lange, bis ich das gute Stück in irgendeinem Schwimmbad meinte vergessen zu haben. In meiner Wohnung habe ich das Teil jedenfalls nicht mehr gefunden. Alles kein Problem, dachte ich mir, dann kaufe ich wieder einen. Ich habe ihn jedoch in keinem Geschäft gefunden. Ich war erstaunt über die Hässlichkeiten, die so angeboten wurden. In Farb- und Formgestaltung übertrafen sich die Sortimente an Geschmacklosigkeiten. Das tröstete mich nur insofern, als ich mir dachte, dass ich, da ich ja eh nicht mehr schwimmen gehen kann, mir auch der Anblick dieser Produkte erspart bleibt.
Zwei Jahre schwamm ich nicht mehr, weil ich keinen Badeanzug hatte. Und ich bin doch so gerne schwimmen gegangen.
Aber wozu gibt es das Internet? Nach einer richtig langen Suche habe ich endlich den Badeanzug gefunden, der es sein könnte. Er war schwarz, schlicht und vom Schnitt so, wie ich es mir vorstellte, und es war der einzige Badeanzug, den die Dessousfirma anbot. Naja, etwas teuer war er schon, aber in der Not war mir das egal.
In epischer Breite erzählte ich der Redaktion von meinem Fund. Das erwies sich als ein Glück, denn ich bekam einen Rabattgutschein für die­se Firma von einem Redaktionsmitglied. Ich war begeistert, als ich von der Firma noch mehr Rabatte erhielt. Das gute Stück entwickelte sich immer mehr in den Bereich des Erschwinglichen. Ich bestellte es, was für mich völlig unüblich ist, schließlich im Internet.
Nach wenigen Tagen lag der Badeanzug in meinem Briefkasten und tatsächlich entsprach er so ganz meinen Vorstellungen. Seither kann ich wieder schwimmen gehen, was eine Wohltat für die Seele und für die Figur ist.