Migrant. Schwarz. Deutsch. Soldat.

Bundeswehr will bei Integration mitwirken

Als Reaktion auf Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab« von 2010, in dem er sich mit der Integrationsunwilligkeit von Migranten auseinandersetzte, gründete sich aus der Bundeswehr heraus der »Soldaten e.V.« Dieser setzt sich für die Integration von Soldaten, die sich als Deutsche fühlen, ein. Kein Wunder, dass, als Gilles Duhem, Geschäftsführer von »Morus14«, der sich weit über die Neuköllner Grenzen einen Namen zum Thema Integrationsarbeit bei Kindern nichtdeutscher Herkunft gemacht hat, mit dem Verein bekannt wurde, sofort die Idee entwickelte, Reservisten oder Soldaten als Respektspersonen für seine Arbeit zu werben. Sein Wunsch ist es, sie als Ehrenamtliche für die Arbeit mit den Jugendlichen zu gewinnen.

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Alle Rucksäcke sind gleich.                                                                                                                                Foto: pr

Am 19. April fand im Pfarrhaus der »St. Clara«- Gemeinde im Rollbergkiez die Veranstaltung »Migrant. Schwarz. Deutsch. Soldat. – Wie Integration Deutschland besser macht« statt. Ein ungewohntes Bild bot sich den Neuköllner Augen. So viele Ausgehuniformen hat Neukölln womöglich noch nie gesehen.Auf dem Podium diskutierten der Bundeswehrhauptmann Dominik Wullers und Peter Tauber, Generalsekretär der Bundes-CDU. Die Moderation hatte Klaus Pokatzky, ehemaliger Kriegsdienstverweigerer und heutiger Medienberater für die Bundeswehr. Wullers, dessen Vater von den Kapverden stammt, erzählte, wie er zur Bundeswehr kam. Der in Deutschland geborene Wullers litt während seiner Schulzeit extrem unter Diskriminierungen von Seiten der Schüler und der Lehrer wegen seiner Hautfarbe. Erst nachdem er dem Einberufungsbefehl der Bundeswehr Folge leistete, war das vorbei. Bei der Bundeswehr waren alle gleich, alle hatten gleiche Uniformen und mussten sich aufeinander verlassen können. Sein Vorgesetzter hatte ebenfalls nicht deutsche Wurzeln. Wullers betonte allerdings auch deutlich: »Die Bundeswehr ist nicht jedermanns Sache, mich hat sie aber geradegezogen.«
Tauber machte am Beispiel seines Heimatlandes Hessen deutlich, dass ein Zusammenleben unterschiedlicher Kulturkreise durchaus möglich ist. Hessen wurde 1945 als Kunstland geschaffen. Die Menschen mussten sich zusammenraufen. Hinzu kamen etliche Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Den Hessen ist es gelungen, eine »regionale Identität« zu erlangen. Das wünsche er sich auch für alle, die nach Deutschland kommen.
Während der nachfolgenden Diskussion gab es doch noch kritische Anmerkungen. Ein Zuhörer berief sich auf den vor kurzem im »Stern« erschienenen Artikel, der den dummen und groben Umgangston in der Bundeswehr beklagte. Wullers konnte das nicht bestätigen. Er stellte aber fest, dass die Art miteinander umzugehen bei der Bundeswehr etwas rauer ist.
In Anbetracht der vielen Flüchtlinge, die in Deutschland Fuß fassen wollen, hatte eine Historikerin eine Idee, die einen gewissen Charme hatte. Bis 1935 hatten Ausländer die Möglichkeit, sich die deutsche Staatsbürgerschaft in der Armee zu erdienen. Sie fragte nach, ob sich Politiker darüber Gedanken machen, dieses Gesetz wieder zu aktivieren und rief Verblüffung hervor.
Die Veranstaltung bot ein neues Bild der Bundeswehr, bemüht um Integration, und vielleicht werden ím »Morus14« schon bald schmucke Uniformen zu besichtigen sein.

ro