Petras Tagebuch

Keine schnelle Quelle für die Pimpinelle

Meine Frankfurter grüne Soße hat im Laufe der Jahre einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Zweimal im Frühling bereite ich sie zu. Um hungrige Gäste muss ich nicht bangen, sie fragen ab März bereits nach dieser Köstlichkeit.
Ich gebe auch zu, dass ich um dieses Gericht ein ganz schönes Tam Tam veranstalte, denn das Problem in der Herstellung ergibt sich aus der Zusammensetzung der notwendigen Kräuter. Petersilie, Estragon, Kerbel, Dill, Schnittlauch, Sauerampfer und Pimpinelle sind für das Gelingen von Goethes Lieblingsspeise unabdingbar.Da einige Kräuter in Neukölln völlig unbekannt sind, habe ich mich schon vor langer Zeit entschlossen, sie auf meinem Balkon anzubauen. Somit zieren Kerbel, weil er abgeschnitten so schnell welk wird, Sauerampfer und Pimpinelle, weil es sie nahezu nirgendwo zu kaufen gibt und Estragon, weil noch Platz im Blumenkasten ist, ab April meinen Balkon. Ich hege die Pflänzchen mit all meiner unterbelichteten Kenntnis über Pflanzen und habe regelmäßig Glück. Ende Mai ist es dann so weit, und die Ernte kann beginnen.
In diesem Jahr hat mir das kalte März- und Aprilwetter jedoch einen Streich gespielt. In meiner bevorzugten Sacrower Gärtnerei gab es keine Pimpinelle. Es sei noch zu kalt, klärten mich die Profis auf. Pimpinelle ist aber unersetzlich in der Frankfurter grünen Soße, und ich machte mich auf die Suche.
Auf den Märkten an den Kräuter- und Blumenständen erntete ich von den Händlern erstaunte Blicke: »Noch nie gehört. Was soll das sein?« war die einhellige Verwunderung.
Ich bat eine Freundin, bei ihren häufigen Gärtnereibesuchen auf das Kraut zu achten und wenn sie es entdecke, mir einen Topf mitzubringen. Da sie die Soße über alles liebt, war ich mir sicher, dass sie fündig wird. Meine Enttäuschung war groß, als sie mir ähnliches berichtete, wie ich es auch erlebte. Pimpinelle scheint unbekannt zu sein.
Inzwischen war ein Monat vergangen. Ich rief in meiner bevorzugten Gärtnerei an und erhielt die Bestätigung, dass das Kraut nun soweit sei, es einzupflanzen.
Wegen dieses einen Krauttopfes machte ich eine Tagestour mit der S-Bahn bis Wannsee, mit der Fähre nach Kladow und mit dem Fahrrad nach Sacrow. Ich habe nun Pimpinelle, und meine Freunde bleiben mir erhalten