»Friedel54« kämpft um seine Existenz

Kiezkollektiv wehrt sich gegen die Kündigung

Friedel54
Widerstand geht weiter.                                                                                                                                                         Foto: mr

Seit über zehn Jahren gibt es den Kiezladen in der Friedelstraße 54. Der selbstorganisierte Stadtteilladen »ist ein sozialer Treffpunkt, der von vielen genutzt wird«, sagt Matthias Sander, der Sprecher des Kol- lektivs. Er bietet Raum für zahlreiche Veranstaltungen, Workshops, Kneipen- und Filmabende. Hier treffen sich Freundeskreise, andere Initiativen bieten regelmäßig eine »Küche für alle« an. Im Keller gibt es Kicker und einen Umsonst-Laden, in einem anderen Raum hat eine Siebdruckwerkstatt ihr Domizil. »Getränke und Speisen gibt es auf Spendenbasis. Jeder gibt, was er kann, keiner wird ausgeschlossen, weil das Geld nicht reicht«, beschreibt Sander das Konzept. »Der Kiez braucht solche Anlaufstellen«.
Die wird es aber wohl bald nicht mehr geben, denn dem Laden wurde zum 30. April 2016 gekündigt. Seit die Wiener Firma »Citec Immo Invest GmbH« das Haus im Dezember 2013 kaufte, versucht sie, die Mieten durch verschiedene Modernisierungen, wie Wärmedämmung der Fassade und den Bau eines Unterstandes für die Mülltonnen, massiv zu erhöhen.
Die Mieten sollen um 40 bis 70 Prozent steigen. »Wir kriegen Miet­erhöhungen, damit es die Mülltonnen kuschelig haben«, meint Sander dazu.
Zurzeit sind die Bedingungen in dem Haus sehr unterschiedlich. Neben bereits sanierten Wohnungen mit entsprechend hohen Mieten gibt es noch Wohnungen mit Kohleofen, Außentoilette und den entsprechend niedrigen Mieten. Deren Bewohner befürchten, durch derart drastische Mieterhöhungen zum Auszug gezwungen zu werden.
Doch die Mieter wehren sich und verweigern die Zustimmung zur Modernisierung. Damit haben sie die ungewollte Wärmedämmung jetzt schon fast ein Jahr lang verhindert. Auf ein Kompromissangebot erhielten sie keine Antwort, stattdessen klagt der Vermieter auf Duldung. Und weil der Kiezladen den Widerstand von Anfang an unterstützte und als Gewerberaum problemlos zu kündigen war, war das wohl die logische Konsequenz, vermutet Sander. Und nicht einmal hier fand eine direkte Kommunikation statt. Die Kündigung erfolgte durch eine Anwaltskanzlei und einen Gerichtsvollzieher.
Aber der Laden gibt noch nicht auf. Unter dem Motto »Friedel54 kämpft – Kiezladen bleibt« riefen Aktive und Freunde des Ladens, sowie eine Vielzahl an stadtpolitischen Gruppen und Kiezinitiativen am 5. Dezember zu einer ersten Demonstration auf, um Öffentlichkeit herzustellen. Etwa 650 Menschen, darunter auch Betroffene aus anderen Stadtteilen, waren dabei.

mr