Berlinerinnen porträtiert

Subtile Signale spiegeln Lebensumstände

Ein Stadtporträt der etwas anderen Art ist derzeit in der »Galerie im Körnerpark« anzuschauen. Der Fotograf Ashkan Sahihi hat 375 in Berlin lebende Frauen fotografiert und sie gebeten, einen Fragebogen handschriftlich auszufüllen.
Mit 35 Suchbegriffen legte Ashkan Sahihi zunächst Kategorien fest, nach denen anschließend Berliner Frauen als Fotomodelle gesucht wurden, die beispielsweise in die Kategorien Politikerin oder Lobbyistin, Mutter oder auch Frau in Uniform passen.

Berliner Frauen
Aug in Aug mit Frauen.                                                                                                                                                              Foto: mr

Jede Frau wurde bei natürlichem Licht in der Umgebung ihrer Wahl und in der eigenen Kleidung aufgenommen, so dass sie ihrer Individualität volle Geltung verschaffen konnte. So machen diese Fotos auch den Kontext sichtbar, aus dem die Frauen kommen und in dem sie leben. Kleine Details in der Umgebung und der Kleidung geben Hinweise auf kulturellen Hintergrund und Milieu, auf Beruf und Stellung, auf Ort und Zeit. Die Fragebögen, die neben den Porträts hängen, zeigen das Selbstverständnis der Frauen. Gemeinsam ergeben Porträts und Fragebögen einen umfassenden Querschnitt der weiblichen Bevölkerung Berlins.
In vielen Bildern schwingen subtile Signale mit, die neue Fragen aufwerfen. Was kennzeichnet die Frauen, wie wollen sie gesehen werden, werden Unterschiede zwischen gesellschaftlichen Schichten oder zwischen Ost und West sichtbar?
»Diese Fotos zeigen, was Berlin ausmacht«, sagte Bezirksbürger-meisterin Franziska Giffey, die es sich als eine der Porträtierten nicht nehmen ließ, bei der Eröffnung der Ausstellung das Grußwort zu sprechen. Sie hat als Motto ein Zitat von Karl Valentin gewählt: »Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.« Und so, sagte sie, müsse man auch mit Neukölln umgehen. Aus allem das Beste machen.
Um möglichst viele der 375 Porträts zeigen zu können, werden die Bilder in drei Ausstel­lungsetappen präsentiert. Die zweite Etappe beginnt am 10. November um 18 Uhr mit einem Künstlergespräch mit Ashkan Sahihi. Am 8. Dezember um 18 Uhr folgt dann die letzte Etappe. 

mr