Gebäude werden für Heimatlose umfunktioniert

Flüchtlinge wohnen in Turnhallen und alten Schulen

Wo kürzlich noch gespielt und geturnt wurde, stehen jetzt Feldbetten. Rund 120 Flüchtlinge leben derzeit in der »Jahn-Sporthalle« am Columbiadamm. Die meisten kommen aus Syrien, etliche auch aus Afghanistan und dem Irak.
Es sind Frauen und Kinder darunter, überwiegend aber junge Männer. Warum das so ist, erklärt eine der Betreuerinnen: »Es sind die Jungen und Starken, die auf die gefährliche Reise geschickt werden. Ihre Frauen und Kinder bleiben in den Massenlagern im Libanon und Jordanien zurück.«

Sporthalle
Neugierig auf Neuankömmlinge.                                                                                                                                     Foto: mr

Die Sozialarbeiterin von der »TAMAJA Soziale Dienstleistungen GmbH«, der Betreiberin dieser Einrichtung, ist eine von fünf Mitarbeitern für die Sozialbetreuung. Ihre Aufgabe ist es, »den Menschen zu helfen, anzukommen«. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Belange des sozialen Lebens, leistet Hilfestellung beim Ausfüllen von Anträgen, erklärt ihnen das Asylverfahren, hilft bei der Suche nach Ärzten.Unterstützt werden die Betreuer von einer Reihe Ehrenamtlicher, die bei der Essensausgabe helfen oder Deutschkurse anbieten. Die Kinder gehen inzwischen alle in eine Willkommensklasse einer benachbarten Grundschule. »Anders als viele einheimische Kinder freuen sie sich sehr, wenn sie sich morgens auf den Schulweg machen dürfen«, sagt die junge Frau.
Einfach ist die Situation für die Flüchtlinge sicher nicht. Privatsphäre oder Rückzugsmöglichkeiten gibt es hier nicht. Selbst das Aufhängen von Laken zwischen den Betten ist aus Brandschutzgründen verboten.
Auch 60 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Alter ab 14 Jahren sollen in Neukölln unterkommen. Die ungenutzte ehemalige Filiale der »Schule an der Windmühle« in der Fritz-Reuter-Allee 138, eine bezirkliche Liegenschaft, soll bis Ende September für Unterbringungszwecke umgebaut und ausgestattet werden. Acht Räume stehen hier zur Verfügung, von denen zwei als Gemeinschaftsräume hergerichtet werden.
»Diese jungen Menschen brauchen unseren besonderen Schutz«, sagt Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey. »Aber Turnhallen und Schulgebäude, wo Menschen auf engstem Raum und ohne jede Privatsphäre untergebracht sind, können keine Dauerlösung sein. Wir werden dafür eintreten, dass die Flüchtlinge so schnell wie möglich in einer besser geeigneten Unterkunft untergebracht werden können und ein geregelter Sportbetrieb wieder stattfinden kann.« 

mr