Neuköllner Friedhöfe im Wandel der Zeit

Der Jerusalemer Friedhof

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Früher evangelisch, heute bulgarisch-orthodox.                                                                                                  Foto: mr

Der fünfte Kirchhof der Jerusalems- und Neuen Kirchen-Gemeinden zu Berlin wurde in den Jahren 1870 bis 1872 auf einem fast sechs Hektar großen Gelände in der Hermannstraße 84-90 mit einer zentralen Lindenallee, mehreren Rondellen und sieben Querwegen angelegt.
Während der letzten zwei oder drei Jahre des Zweiten Weltkriegs stand am Westende im hinteren Teil des Kirchhofes, nahe dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, eine Baracke für Zwangsarbeiter, die den Friedhof bewirtschaften mussten. Dort wurde eine Gedenktafel errichtet.Inzwischen ist das Fundament der Baracke – vermutlich des ehemaligen Küchentrakts -­ freigelegt und wird im Laufe der kommenden Monate zu einer kleinen Gedenkstätte gestaltet.Mittlerweile ist die Pietätsfrist für die abgelaufenen Grabstätten beendet, so dass ein Teil des Geländes zwischen Gedenkstätte und Kapelle seit Juli dieses Jahres von jungen Flüchtlingen und Neuköllner Nachbarn in einen blühenden Gemeinschaftsgarten verwandelt worden ist. Näheres unter: www.die gaertnerei.berlin.
Der vordere Teil des Friedhofs wird von der Bulgarischen Gemeinde weiterhin für Beisetzungen genutzt.
Die Kapelle wurde 1899/1900 im gotischen Stil als roter Backsteinbau von Louis Arndt errichtet.

Kirche Kopie
Innenraum mit Ikonenwand.                                                                                                                                                 Foto:mr

Nach Kriegsende wurde die schwer beschädigte Kapelle wieder aufgebaut. Unter Auflage der baulichen Er- und Unterhaltung überließ die Eigentümerin, die Evangelische Kirchengemeinde, sie 2002 für 30 Jahre der bulgarisch-orthodoxen Kirche. Seitdem wird die Kapelle ständig repariert und saniert. Die Elektrik wurde erneuert, eine Heizung eingebaut, der Glockenturm und die schönen Buntglasfenster wurden instandgesetzt. 2003 wurde sie zur Kathedralkirche des Hl. Zaren Boris des Täufers geweiht. Seitdem werden regelmäßig sonntags die hl. Liturgie und samstags Abendgottesdienste abgehalten. Eine Ikonenwand wurde zum Altarraum montiert und die Wände mit Ikonen bemalt. Ein kleiner Innenraum bietet die Möglichkeit, Bücher, Ikonen und für Gläubige bedeutungsvolle Gegenstände zu erwerben. Die bulgarisch-orthodoxe Kirchengemeinde ist ein eingetragener Verein, der weiterhin auf Spenden angewiesen ist.

bs