Stachelhaar – wunderbar

Im »Salon Igel« ist ein Friseurbesuch ein Erlebnis

Salon Igel
Yvette BErger vor ihrem Salon.                                                                                                                                           Foto: fh

Zugegeben, es ist nicht unbedingt die Regel, dass eine Zeitung sich für Friseure interessiert – aber das wäre nicht die erste Regel, mit der im »Salon Igel« in der Sonnenallee gebrochen wird. Schon beim Betreten des Salons wird mir statt einem »Bitte warten Sie kurz!« ein »Hallo, wie geht es dir?« zugerufen. Die Stimme gehört der neuen Inhaberin Yvette Berger, die seit April für die Verschönerungen auf dem Kopf verantwortlich ist. Mit Yvette kamen eine Menge Ideen in den Traditionssalon. Unterstützt wird sie von Loni und Anita, die sich bereits seit 38 Jahren darum kümmern, dass sich die Köpfe der Kunden sehen lassen können. Hier geht es nicht mehr nur um Haareschneiden. »Reden und Zuhören«, sagt Yvette, »auch wenn das nicht bezahlt wird!« Friseurtermine gibt es nun bei Absprache sogar bis 24 Uhr.
Wer seine Haare den Friseurinnen anvertraut, darf auf einem antiken, bequemen Sessel Platz nehmen und in einen Spiegel blicken, der mit persönlichen Fotos gespickt ist. Spätestens jetzt findet sich ein Gesprächsthema. Die Bilder erzählen aus dem Leben der Make-up-Artistin Yvette; ein Plausch über Anekdoten aus der Welt der Fernsehsternchen ist da nicht weit – so viel sei verraten.
Bei all den neuen, bunten Farben im »Salon Igel« soll auch einiges aus dem klassischen Friseursalon wiederbelebt werden. »Kaum jemand kennt in einem Viertel so viele Leute wie der Friseur. Der Friseurladen ist ein Kieztreffpunkt, ein Netzwerk von Personen, nur viel schöner als Facebook«, sagt Yvette und fügt zwinkernd hinzu: »Ich habe schon Liebespaare verkuppelt.«
Jetzt soll es aber wieder um Haare gehen. Die beeindruckende Anzahl von Friseurwerkzeugen lassen die Professionalität der neuen Inhaberin erahnen, die Worte, mit denen sie eine Frisur beschreibt, ihre Leidenschaft für das menschliche Haar. Dabei ist ihr wichtig, nur hochwertige Produkte zu verwenden. »Billigprodukte von Riesenkonzernen gibt es bei mir nicht!«
Wenig später platzt ein Mann herein, der Currywurstverkäufer von nebenan. »Wir haben uns gestern durch Zufall getroffen«, sagt er.
Das Netzwerken scheint hier bereits bestens zu funktionieren.

fg

Salon Igel
Sonnenallee 127
Tel. 6872250
Mo 11–19 Uhr
Di-Fr 9–19 Uhr
Sa 8–16 Uhr
und nach Vereinbarung bis spät in die Nacht