Kurzweiliger Kriminaltango

Peter S. Kaspar tanzte mit dem Mörder

Tanz_des_MördersKönnen Tanzschritte einen Mörder verraten? Ob die Autorin Miriam Rademacher tatsächlich daran glaubt oder nicht: Jedenfalls kann sie nicht nur plausibel, sondern auch sehr spannend rüberbringen, was man alles aus einem Tanz herauslesen kann. Da bekommt das Wort vom Bewegungsprofil eine völlig neue Bedeutung.
Als Edgar Wallace vor nun auch schon 100 Jahren seine Krimis schrieb, gab es das Wort Bewegungsprofile noch nicht, aber es gab Mittelengland. Generationen von Krimifans lernten, dass Mittelengland das Epizentrum des raffinierten Mordes ist. Neben dem Schreiben hegt Miriam Rademacher eine große Leidenschaft fürs Tanzen – und eben für Mittelengland. Dass ihr erster Kriminalroman alle drei Leidenschaften zusammenbringt, ist jetzt nicht so überraschend. Dabei beginnt ihr Erstlingswerk nicht einmal britisch, sondern eher skandinavisch. Der Prolog fällt ziemlich blutig und brutal aus. Doch mit dem ersten Kapitel wird der Leser in eine so typisch englische Kriminalatmosphäre gezogen, als sei’s ein Stück von Edgar Wallace. Dass das zweite Opfer mit einem Bratenthermometer, das »auf Huhn steht«, im Kopf aufgefunden wird, ist schon »very britsh«.
Ein Tanzlehrer mit Rückenleiden wird vom Dorfpfarrer und der kleinwüchsigen Krankenschwester zu gemeinsamen Ermittlungen genötigt, da man den örtlichen Ermittlern wenig bis nichts zutraut. Spätestens hier gewinnt Tanzlehrer Colin Konturen, die an den jüngst verblichenen Joachim »Blacky« Fuchsberger erinnern, der in den meisten Wallace-Filmen dem verschnarchten Scotland Yard auf die Sprünge half.
Dann gibt‘s da noch einen phlegmatischen Cockerspaniel namens Huey, der aber eigentlich Hector heißt und im richtigen Moment überraschenderweise doch das richtige tut und nebenbei auch noch sein neues Herrchen verkuppelt.
Es gelingt dem Pfarrer, einer wunderbaren Mischung aus Bruder Tuck und Pater Brown, die Verdächtigen, die alle in derselben Straße wohnen, zu einem Tanzkurs zu überreden. Bei diesem Anlass soll Colin den Täter entlarven. Alles läuft auf ein Grande Finale zu, das nicht nur eines Edgar Wallace sondern auch einer Agatha Christie würdig ist.
Der Roman »Der Tanz des Mörders« ist nicht nur Miriam Rademachers erster Krimi, sondern auch die erste Frucht der Zusammenarbeit mit dem Kreuzberger Carpathia Verlag, der seinerseits in diesem Genre seine Premiere feiert. So gesehen ist »Der Tanz des Mörders« auch ein überaus gelungener Debütantenball.

Miriam Rademacher: Der Tanz des Mörders. Kriminalroman. ISBN 978-3-943709-05-6. 288 S., 14,90 EURO.