Petras Tagebuch

Klobürste auf Abwegen

Bei meinen morgendlichen Aktivitäten im Badezimmer vermisste ich an diesem Morgen meine Klobürste. Sie lag nicht hinter dem Klo, auch nicht in irgendeiner Badezimmerecke versteckt. Ich rieb mir die Augen: ich war wach, ein Traum war somit ausgeschlossen, und ich wunderte mich. Wie kann nur eine Klobürste verschwinden? Ein Pfennigartikel von Rossmann, der nicht zu übersehen ist – einfach verschwunden!
Meine Suche auf dem Balkon, im Wohnzimmer, im Schlafzimmer, im Flur und in der Küche war von Erfolglosigkeit gekrönt.
Vielleicht hatte ich ja nicht alle Regeln zur Vertreibung der bösen Geister zwischen Weihnachten und dem 6. Januar eingehalten. So verblieb ich dann erst mal in meinen Gedanken, dass ich wohl einen Fehler gemacht hätte und die verbliebenen Geister einen Schabernack mit mir treiben.
In der Redaktion angekommen, musste ich von diesem Erlebnis berichten. Es wurden unterschiedlichste Theorien entworfen: Ein Einbrecher könnte es gewesen sein. Was jedoch will der mit einer benutzten Klobürste? Vielleicht hätte ich die Klobürste zweckentfremdet verwendet: zum Beispiel, um die Schuhe, die mit Hundekacke verdreckt waren, zu säubern. Das war es auch nicht. Ich bin nicht in Hundekacke getreten. Das ist auch unwahrscheinlich, weil ich üblicherweise mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Blieb also doch nur die Geistervariante übrig. Ich entschloss mich, eine neue Klobürste zu kaufen und setzte dies sogleich in die Tat um.
Am Abend packte ich das neu erworbene Goldstück an seinen Platz und versuchte, nicht mehr an mir zu zweifeln.
Dann räumte ich das Schlafzimmer auf, und vom Wäscheständer fiel keck die alte Klobürste herunter. Und ich hatte verstanden.
Am gestrigen Abend nahm ich ein Bad und legte meine Kleidung auf den Klodeckel. Der Träger des Unterkleides verfing sich in der Klobürste, die ich dann unbemerkt auf den Wäscheständer legte.