Blick in ein kurzes Soldatenleben

Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg

Als_ob_die_Welt18 Jahre alt war Bernhard Appelt aus Neukölln, als er seine Lehre zum Kaufmann abbrach und als Freiwilliger in den Krieg zog. Zuerst an die Ost-, später an die Westfront. Dreieinhalb Jahre später war er tot. Gefallen auf dem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges. Einer von fast 17 Millionen Opfern dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Was von ihm blieb, ist eine Kassette mit Tagebüchern, Fotos und Briefen, die er von der Front an seine Mutter und seine Schwester schickte.
Viele Jahre später fand sein Großneffe Bernhard Schmidtbauer die Briefe und veröffent­lichte sie als Buch. Den Grund dafür nennt er in seinem Vorwort: »Weil ich mir sicher bin, dass die ,große‘ Geschichte des Ersten Weltkriegs erst durch seine vielen kleinen Geschichten begreifbar wird.«
Die Briefe geben Aufschluss über das Leben an der Front zwischen Routinedienst und verlustreichen Kämpfen. Sie lassen erahnen, dass das Deutsche Reich in keiner Weise auf einen langen und kräftezehrenden Krieg eingerichtet war. Appelt berichtet von der schlechten Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung. Er schickt lange Wunschlisten an seine Familie daheim, ohne zu begreifen, dass auch in der Heimat die Lage immer angespannter wird.
Trotzdem ist der junge Mann mit Leib und Seele Soldat. Den Sinn des Krieges stellt er bis zum Schluss nicht in Frage. Nach einem Sturmangriff schreibt er: »Es war ein herrliches Schauspiel, als ob die Welt an allen Ecken brannte.«
Der Friede, den auch er nach fast vier Jahren Kampf herbeisehnt, ist für ihn nur denkbar durch den Sieg des Deutschen Reiches. Über die hungernden Frauen und streikenden Proletarier in der Heimat, die ein Ende des Krieges erzwingen wollen, schreibt er wütend: »Die halbwüchsigen Lümmel und die dummen Frauenzimmer sollte man vor die Kanonenrohre binden.« Für ihn sind sie Vaterlandsverräter.
Die letzte Karte, die er schickte, war ein Geburtstagsgruß an seine Mutter. Als sie bei ihr eintraf, war er bereits tot. mr

Bernhard Schmidtbauer
Als ob die Welt an allen Ecken brannte
Ein Schicksal aus dem Ersten Weltkrieg
Verlag Neues Leben
6,99 € / eBook 12,99 €