Könige mit Glaskinn

Schachbox-WM in der Columbiahalle

Carl Strugnell Schachboxer
CARL hat auch Köpfchen.                        Foto: cal

Eigentlich wurden alle Klischees einer Boxveranstaltung erfüllt. Skurrile Halbweltler verströmten Testosteron, üppige Blondinen mit Raumtemperatur-IQ stöckelten durch die Halle und Security-Gorillas bewachten die heiße Luft im Saal. Und doch war an diesem 21. November alles ein wenig anders. Im Boxring stand ein Schachtisch, der in zwei Vorkämpfen und einem Hauptkampf von den Schachboxern erbarmungslos entweiht werden sollte.
Die Regeln dieses 2003 erfundenen Wettkampfsports sind leicht verständlich: Im Wechsel werden sechs Runden Schach und fünf Runden Boxen von je drei Minuten absolviert. Matt oder Knockout beenden den Kampf sofort. Die als »Intellectual Fight Night« betitelte Veranstaltung beinhaltete sogar einen WM-Kampf zwischen dem Berliner Mittelgewichtler Sven Rooch und seinem spanischen Kontrahenten Jonathan Rodriguez-Vega. Bereits die Vorkämpfe zeigten jedoch, dass die Sportler zwar allesamt schlagkräftige Argumente boten, beim königlichen Spiel aber schwerlich Kreisklassenniveau erreichten. Lediglich der Engländer Carl Strugnell vermochte ordentlich Schach zu spielen und setzte seinen italienischen Gegner schnell matt. Im Hauptkampf wünschte man den Protagonisten, dass sie in Zukunft Würfelboxen präferieren. 

cal