Maueröffnung in Rudow

Wir waren die Ersten!

Am Abend des 8. November vor 25 Jahren hatte vermutlich niemand damit gerechnet, dass der nächste Tag in die deutsche Geschichte eingehen würde. Eine ungenaue Aussage führte dazu, dass viele Berliner Bürger sowohl von der West- als auch von der Ost-Seite neugierig zur Grenze marschierten. Denn Günter Schabowski erklärte irrtümlich während einer Pressekonferenz, dass die neue Reiseregelung ab sofort gelte.
Was danach geschah, ist wortwörtlich Geschichte. Dass die Mauer am 9. November 1989 fiel, lernt mittlerweile jedes Kind in der Schule. Doch wer hätte damit gerechnet, dass die Mauer zuallererst in Neukölln, genauer gesagt in Rudow geöffnet wird?
Die Annahme, die große, erste Öffnung sei an der Bornholmer Straße gewesen, wurde bereits vor fünf Jahren, zum 20jährigen Jubiläum widerlegt: Es wurde darüber berichtet, wie ohne große TV-Beiträge oder überschwängliche Reden die Mauer an der Waltersdorfer Chausee geöffnet wurde.
Ein Grenzposten, der die Äußerung von Schabowski im Fernsehen miterlebt hatte, kontaktierte seinen Vorgesetzten, der ihm wohl oder übel den Befehl zur Maueröffnung geben musste.
Die Menschen strömten von Rudow nach Schönefeld zum Flughafen. Die große Völkerwanderung begann am Folgewochenende, als sich mehrere tausend Menschen pro Tag auf den Weg vom Bahnhof Schönefeld, an dem Sonderzüge aus Dresden und Leipzig ihre Endstation hatten, nach Rudow zur Waltersdorfer Chaussee begaben.
Obwohl der Grenzübergang Waltersdorfer Chaussee eine historische Bedeutung hat, gibt es keinen Hinweis vor Ort. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

cr