Archiv der Kategorie: 100 Jahre Neukölln

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 3.4.1924
Die mangelhafte Schulreinigung. Eine der ersten Aufgaben, die die Berliner städtischen Behörden zu lösen haben, nachdem infolge der wertbeständigen Währung auch die städtischen Finanzen einigermaßen festen Boden gewonnen haben, wird die Ausgestaltung der im letzten Jahre so überaus stark vernachlässigten Schulreinigung sein. Man kann geradezu von einer Verwahrlosung der Schulen sprechen. Die Kämpfe, die im vorigen Jahre in der Stadtverordnetenversammlung und den Bezirksversammlungen gegen die allzu weitgehende Einschränkung der Schulreinigung geführt wurden, sind wohl noch in frischer Erinnerung. Für den Rest des diesjährigen Haushalts hat der Magistrat noch keine Aufbesserung vorgenommen, sondern nur der Pauschbetrag von 30 M. je Klasse eingesetzt, während die Bezirke, um überhaupt auskommen zu können, wenigstens 50 M. gefordert hatten. Bleibt die Schulreinigung so mangelhaft wie jetzt, dann kann von irgend einer Schulgesundheitspflege oder gar von Maßnahmen gegen Krankheiten und Seuchen in den Schulen überhaupt nicht mehr gesprochen werden. Es wird daher Pflicht der Stadtverordneten sein, bei der bald nach Ostern beginnenden Haushaltsberatung in allererster Reihe ausreichende Mittel für die Schulreinigung in den Voranschlag einzustellen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliche

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Sonnabend, 8.3.1924
»Ausgerechnet Bananen.« Die Bananenliedseuche ist aus Amerika eingeschleppt worden. Zwei New Yorker Librettisten haben die Sache auf dem Gewissen. In Brasilien wachsen 300 verschiedene Arten von Bananen. Wieviel Arten des Bananenliedes es gibt, wissen wir nicht.

Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 8.3.1924
Am Donnerstag, den 6. März d. J., fand die 13. Sitzung der Berliner Stadtverordneten=Versammlung in diesem Jahre statt. Keine von diesen Sitzungen verlief ruhig. Von Sitzung zu Sitzung steigerten sich die Gegensätze im Sitzungssaale und auf der Tribüne mit und ohne Stinkbomben. In jeder Sitzung zeigte es sich, dass diese Versammlung nicht mehr verhandlungsfähig ist und nicht mehr verhandlungsfähig wird. Der Schwerpunkt liegt heute nicht mehr im Plenum, sondern in den Deputationen und Ausschüssen, daher oft die leeren Bänke und die Beschlußunfähigkeit der Versammlung. Oft sind kaum 100 Personen im Saale. Die Magistratsplätze sind meistens leer. Neuköllner Alltägliche weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

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Neuköllnische Zeitung, Freitag, 1.2.1924
Preußisches Karnevalsverbot. In einer Verfügung an die Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten von Berlin verweist der preußische Minister des Innern auf seinen Erlaß vom 28. Oktober 1923, in dem ein Karnevalsverbot für Preußen ausgesprochen wurde. Die Bestimmungen dieses Erlasses werden für 1924 unverändert erneuert mit Rücksicht auf die wirtschaftliche und politische Lage. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die von geschlossenen Vereinen veranstalteten karnevalistischen Sitzungen und die von geschlossenen Vereinen veranstalteten sogenannten Kostümfeste nicht unter das Verbot fallen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

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Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 3.1.1924
Britz. Wie Vandalen hausten am 29. Dezember, morgens 4 Uhr 4 Männer, die mit einem Lastkraftwagen vom Tempelhofer Weg nach dem Braunschweiger Ufer fuhren. Sie fällten dort 5 der schönsten Zierbäume, hieben die Kronen ab, ließen diese liegen und fuhren mit den Baumstämmen in der Richtung nach Tempelhof davon. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

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Neuköllnische Zeitung, Samstag, 1.12.1923
Ein Schutzabzeichen für Blinde. Nach einer Mitteilung des Vorsitzenden der Berliner Blinden= und Blindenfürsorge=Vereine ist jetzt ein Blindenabzeichen hergestellt worden, das von der Blindenwohlfahrtstelle der Stadt Berlin verteilt wird. Das Abzeichen besteht aus einem ovalen Emailleschild mit weißem Kreuz in der Mitte und wird auf der linken Brustseite getragen. Die Polizeibeamten sind angewiesen worden, die Träger dieses Abzeichens in ihre besondere Obhut zu nehmen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 3.11.1923
Das statistische Amt teilt mit: Bei der letzten Viehzählung vom 1. Oktober wurden nach den Feststellungen des Statistischen Amtes der Stadt Berlin in 28 218 viehhaltenden Haushaltungen (einschl. Vieh= u. Schlachthof) 16 850 Stück Rindvieh, 7567 Schafe, 33 910 Schweine und 43 223 Ziegen gezählt.

Neuköllnische Zeitung, Montag, 5.11.1923
Ein Zigarrenjubiläum. Im Januar nächsten Jahres will man in Newyork die Tatsache, daß die Zigarre gerade 125 Jahre existiert, besonders feiern. Die Tabakhändler treffen bereits allerhand Vorbereitungen, um die Jubilarin gebührend zu ehren. In erster Reihe ist eine Theatervorstellung zu höherem Ruhm der Zigarre geplant. Bei uns in Deutschland wird man die Zigarre dann vielleicht nur noch vom Hörensagen kennen, da sie wahrscheinlich nur für Trillionäre erschwinglich sein wird. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Dienstag, 2.10.1923
Der Hetzbund. Eine Reihe von jüdischen Familien im Berliner Westen fand in ihren Briefkästen Drohschreiben, die mit Totenköpfen, Dolchen usw. versehen sind, in denen es u. a. heißt: »Juden heraus! Wir wissen genau, wo ihr Geld liegt. Morgen über Tage sind Sie eine Leiche. Sehen Sie sich vor unserer blutigen Rache vor. Wir wollen Blut, wenn Sie nicht binnen vier Wochen die Wohnung räumen. Wird diese Sache laut, so sind Sie sowie Ihre Kinder Leichen. Eine weitere Mahnung erfolgt nicht.« Unterschrieben sind diese Briefe: »Der Hetzbund«. Verschiedene Empfänger dieser Drohungen haben sich mit der Kriminalpolizei in Verbindung gesetzt, die sofort Schritte unternahm, um die Schreiber und Verteiler zu ermitteln. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 1.9.1923
Zeitungstod. Bei der Zeitungsstelle des Reichspostamtes haben bis 20. August 113 deutsche Zeitschriften und Zeitungen angezeigt, dass sie ab 1. September nicht mehr erscheinen. Die Zahl dürfte sich bis Ende dieses Monats noch wesentlich erhöht haben.

Neuköllner Tageblatt, Mittwoch, 5.9.1923
Ein gefährlicher Fahrradmarder. Ein Schwindler, der es auf Arbeitslose abgesehen hat, treibt seit einiger Zeit sein Unwesen. Er macht sich auf dem Arbeitsnachweis an Leute heran, die ein Fahrrad besitzen, spiegelt ihnen vor, daß er ihnen Beschäftigung verschaffen könne, besucht mit ihnen irgend ein großes Grundstück, läßt dort das Rad unterstellen und den Arbeiter auf dem Hof warten, tut so, als ob er den Arbeitgeber suche und holt in Wirklichkeit heimlich das Rad von der Verwahrungsstelle ab und verschwindet damit. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung, Samstag, 4. 8. 1923
Der Milchladen als Nachtlokal. Gestern Nacht wurde im Hause Frobenstraße 25 ein Nachtbetrieb in dem Milch= und Buttergeschäft von Langer ausgehoben. Neun Personen wurden festgestellt; leere Sektflaschen und Gläser beschlagnahmt worden. Der Unternehmer war der Artist Arthur Cohn aus der Zimmerstraße, der die Beamten mit 100 000 Mk. zu bestechen versuchte. Auch eine »Dame«, die dort Nackttänze aufgeführt haben soll, wurde sistiert. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung, Dienstag, 3. 7. 1923
Keine Verwendung von Kartoffeln zu Branntwein. Der Verwertungsverband deutscher Spiritusfabrikanten hat sich mit dem dringenden Ersuchen an seine Mitglieder gewandt, ihre verfügbaren Vorräte an Kartoffeln, die noch irgendwie zur menschlichen Nahrung verwertbar sind, zur Ablieferung zu bringen und die Verarbeitung von Kartoffeln in den Brennereien, sofern es noch nicht geschehen ist, sofort einzustellen. Es sei Ehrenpflicht der Brennereibesitzer, die unter der Not der Zeit schwer leidenden Volksgenossen in der Stadt und in den Industriebezirken mit dem unentbehrlichen Nahrungsmittel, den Speisekartoffeln, zu versorgen, soweit es von dieser Seite möglich ist. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Freitag, 1. 6. 1923
Ein grober Exzeß spielte sich dieser Tage in der Thomastraße ab. Ein Geschäftsmann M. aus der Bergstraße, der etwas über den Durst getrunken hatte, fuhr mit seinem Einspänner übermäßig schnell die Thomasstraße entlang und hieb fortgesetzt unbarmherzig auf das Pferd ein. Ein Schupobeamter verfolgte ihn und forderte ihn zum Halten auf. Erst nach einiger Zeit kam M. der Aufforderung nach, als aber der Beamte einen Ausweis verlangte, wurde M. rabiat, beschimpfte den Beamten auf gröblichste und griff denselben schließlich tätlich an. Schließlich gelang es dem Beamten jedoch, den Exzedenten zu überwältigen und nach der Wache zu bringen. Der Vorfall hatte einen größeren Auflauf zur Folge und wird ein Nachspiel vor dem hiesigen Schöffengericht haben. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 3.5.1923
Die Nachtigallen
sind in diesen Tagen aus dem Süden zu uns zurückgekehrt und zwar um eine Woche später als in den letzten Jahren. Die kalte, unfreundliche Witterung, die auch in den Menschen die richtige Freude an der jungen Natur nicht aufkommen läßt, hat jedenfalls auch die »Königin der Sänger« zurückgehalten.

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Neuköllnische Zeitung, Freitag, 6.4.1923
Aus Nahrungssorgen in den Tod. Das traurige Schicksal der Kleinrentner ist durch einen neuen Fall illustriert worden. Der 85 Jahre alte Rentenempfänger Benjamin Beyer stürzte sich gestern aus seiner im vierten Stock gelegenen Wohnung, Hermannstr. 1, auf den Hof. Er war sofort tot. Nahrungssorgen haben den alten Mann in den Tod getrieben.

Neuköllnische Zeitung, Freitag, 6.4.1923
Ein neues Betätigungsfeld für Frauen. Als erster weiblicher Tisch­lergeselle in Preußen hat Fräulein Marie Peschlow aus Nowawes bei Berlin ihre Gesellenprüfung bei der Innung Potsdam bestanden. Fräulein Pesch­low hat die Kunstmöbeltischlerei als Beruf gewählt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

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Neuköllner Tageblatt, Dienstag, 6.3.1923
Ein erschütterndes Familienbild entrollt der Selbstmordversuch eines Jünglings. Gegen 11.30 Uhr nachts sprang der 16=jährige Arbeitsbursche Erich Rabuth aus der Forsterstraße 19 von der Hobrechtbrücke in den Kanal. Auf seine kläglichen Hilferufe wurde der junge Mann von Passanten und Schutzpolizisten wieder herausgezogen und nach der nächsten Rettungsstelle gebracht. Arbeitslosigkeit und unbeschreiblich traurige Familienverhältnisse hatten ihn zu dem Verzweiflungsschritt getrieben. Der 16jährige war buchstäblich der Ernährer seiner Mutter und seiner fünf jüngeren Geschwister, da der Vater sich um die Familie überhaupt nicht kümmerte. Aus der gleichen Veranlassung hat bereits vor einem Jahre die ältere Schwester ihrem Leben ein Ende gemacht. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung, Samstag, 3.2.1923
Auch die Großmütter besetzen. Die französisch=belgischen Truppen im besetzten Gebiet scheinen jetzt, um einen imposanteren Eindruck zu machen, auch ihre Mamas, ihre Großmamas, ihre Tanten, kurz ihren ganzen weiblichen Anhang nachkommen lassen zu wollen. In Duisburg ist ein unverheirateter Offizier gleich mit vier Weibern auf einmal erschienen: der Großmutter, der Mutter, einer unverheirateten und einer verheirateten Schwester. Vervollständigt wurde die Karawane durch zwei Kinder der verheirateten Dame. Auch in Dorsten vollzogen belgische Offiziere ihren feierlichen Einzug mit der ganzen Familie und den dazugehörigen Küchenfeen. Einer der Herren verlangte, daß ihm außer den üblichen Haushaltsgegenständen auch noch eine Kinderbadewanne, ein Kinderbett und Wäsche für dieses Bett zur Verfügung gestellt würden. Die Sache bekommt also entschieden einen Zug ins Idyllische, denn mit Großmüttern und Wickelkindern wird sich reden lassen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Mittwoch, 3.1.1923
Das neue Jahr ist in Neukölln ziemlich lebhaft begrüßt worden. Auf den Straßen war ein stärkerer Verkehr, als in anderen Jahren, und besonders eine gewisse Jugend tobte sich nach Herzenslust aus, da Polizei sich nirgends sehen ließ. Schon von Sonntag nachmittag ab wurde mit Feuerwerk, wie Böllerschüssen, Fröschen, Raketen usw., Unfug getrieben, der sich in den Abendstunden noch erheblich steigerte. Aber auch in in anderen Teilen Groß=Berlins war dies der Fall. Vom Kreuzberg aus konnte man nach Mitternacht einen seltenen Anblick genießen. Berlin war zeitweise taghell erleuchtet und von den Leuchtkugeln usw. prächtig überstrahlt. Die ganze Nacht wurde gelärmt und geschossen. Dabei waren auch zahlreiche Unfälle zu verzeichnen. Insgesamt wurden die Berliner Rettungsstellen in der Silvesternacht von 80 Verletzten aufgesucht. Neukölln steht dabei mit 25 Fällen an der Spitze. Mehrmals mußte auch das Ueberfallkommando der Schupo eingreifen, so in der Boddinstraße, wo es in einem Lokal zu einer heftigen Schlägerei kam. Auch hier gab es Verletzte. Die Lokale waren fast sämtlich stark besucht, besonders von jüngeren Leuten. Viele Familien feierten Jahresschluß und Neujahr aber daheim, denn eine Silvesterfeier im Lokal erfordert heute schon ein kleines Vermögen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Sonntag. 3.12.1922
Jugend von heute. Halbwüchsige Jungens und Schulknaben sind am meisten an den vielen Metalldiebstählen beteiligt. Kürzlich standen einige Schuljungens bei der Polizei im Verhör. Sie mußten erzählen, wie sie den Erlös ihrer Beute verausgabt haben. Nachdem sie sich Schokolade, Kuchen und Zigaretten geleistet hatten, fuhren sie rein zum Vergnügen mit der Straßenbahn durch die Stadt. – Einige andere Lümmels antworteten auf die Frage, wie lange sie sich schon auf Stehlen gelegt hätten, daß sie das »erst« seit drei Wochen täten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

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Neuköllnische Zeitung, Mittwoch, 01.11.1922
Kartoffeln für Pferdedung. Heute hat alles seinen hohen Wert. Deshalb wird alles aufgesammelt, was herrenlos auf der Straße liegt und noch irgendwie verwertbar ist. Selbst der Pferdemist hat seine Anziehungskraft. Arme Männer und Frauen, auch Kinder, ziehen mit einem Wägelchen, mit Schippe und Besen umher und sammeln den Pferdedung auf, um ihn an Laubenkolonisten und Gärtner zu verkaufen, oder Kartoffeln und Gemüse einzutauschen.Da der Dung hoch im Preise steht, soll das Geschäft, wenn es auch nicht gerade sauber ist, ebenso einträglich wie das Papieraufsammeln sein. Die Straßenreinigung ist aber schon futterneidisch auf diese neue Art von Straßensammlern, weil sie in den letzten Jahren den Straßenkehrricht als Dung für Gemeindezwecke verbrauchte. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Mittwoch, 4.10.1922
Was kommt dort von der Höh? Der Dentist Moritz H. sollte gestern nachmittag in seiner Wohnung im Hause Cuvrystraße 12 verhaftet werden, da er noch ein Jahr Gefängnis wegen Diebstahls zu verbüßen hat. H. öffnete trotz wiederholten Klopfens nicht, sondern befestigte am Fensterkreuz einen Strick an dem er sich auf die Straße hinablassen wollte. Einer der Beamten, der vor dem Hause Posten stand, rief ihm aber zu, er möge ruhig wieder hinaufklettern, da an ein Entrinnen nicht zu denken sei. Darauf schwang sich H. auf ein Fenstersims des Nebenhauses und kletterte durch das offenstehende Fenster. Hier wurde er aber von drei Frauen, die in dem Zimmer anwesend waren, in Empfang genommen. Sie verprügelten ihn und übergaben ihn der Polizei. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung, Freitag, 01.09.1922
Der Sturm auf den Käsestand. Auf dem Wochenmarkt am Maybachufer kam es gestern mittag zu Streitigkeiten zwischen Käuferinnen und dem Besitzer eines Käsestandes. Der Stand­inhaber, der Plünderungen befürchtete, benachrichtigte sofort die Schutzpolizei. Bevor die Beamten jedoch erschienen, stürmten die über die hohen Preise erregten Frauen den Verkaufs­tisch des Händlers und raubten seinen gesamten Warenvorrat. Inzwischen war die Schutzpolizei erschienen und sperrte den Markt ab. Die Beamten stellten nun eine sofortige Untersuchung nach dem gestohlenen Käse an. Um die Täter zu ermitteln, rochen sie unter allgemeinem Gelächter an allen Körben der Käuferinnen, die der Plünderung verdächtig erschienen. Auf diese Weise gelang es in ganz kurzer Zeit, die »duftende« Ware wieder abzunehmen. Verschiedene Frauen wurden polizeilich festgestellt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Mittwoch, 02.08.1922
Zahlreiche Friedhofsdiebstähle beschäftigen z. Zt. die hiesige Polizei. In letzter Zeit sind die Friedhöfe in der Hermannstr. und der städtische Friedhof in der Rudowerstr. wiederholt, letzterer erst wieder in der Nacht vom Sonn­abend zum Sonntag von Grabschändern heimgesucht worden. Unter dem Verdacht an diesen Diebstählen beteiligt zu sein, wurden der Händler Paul Reuter und dessen Wirtschafterin Anna Blitz, Selchowerstr. 14 wohnhaft festgenommen. Die beiden haben versucht, bei einem hiesigen Produktenhändler zahlreiche Bronzekreuze, Ketten, Bronzebildnisse u. dergl. abzusetzen. Die Sachen sind von der Polizei beschlagnahmt und sichergestellt worden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Mittwoch, 12.07.1922
Das Ende des Zeitungsstreiks. Der Streik in den Berliner Druckereien, der für die Oeffentlichkeit in erster Linie ein „Zeitungsstreik“ gewesen ist, hat gestern nach zwölftägiger Dauer sein Ende gefunden. Der Ausgleich zwischen der Arbeitgeberschaft und der Gehilfenschaft wurde erst durch den Reichstarifausschuß geschaffen, der in Leipzig zusammengetreten war. Die Berliner Verhandlungen zwischen den Kreisinstanzen konnten selbst unter dem Einfluß des Reichsarbeitsministers keinen Frieden schaffen. Es handelte sich bei dem Konflikt um Lohnforderungen der Arbeiterschaft; aber nicht dieser materiellen Frage wegen, sondern da grundsätzliche Auffassungen über Tarifrecht von Arbeitgeberseite geltend gemacht wurden, war die Einigung außerordentlich erschwert. Die Forderungen wurden bewilligt. Die Arbeit wurde heute überall wieder aufgenommen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung – Freitag, 02.06.1922
Tausend Mark für eine Katze. Eine siamesische Katze ist aus einer Villa im Tiergartenviertel entlaufen. Dem Wiederbringer werden tausend Mark Belohnung zugesichert. Hoffentlich hat sich die holde vierbeinige Siamesin nicht schon in einen Dachhasen gewandelt, um in die Pfanne gehauen zu werden.

Neuköllner Tageblatt – Samstag, 03.06.1922
Brotpreiserhöhung ab 16. Juni. Infolge der Kohlenpreiserhöhung und der Heraufsetzung der städtischen Tarife hat der Berliner Magistrat in den letzten Tagen mit den Organisationen der Bäckermeister Groß=Berlins über eine Heraufsetzung der Preise für Markenbrot verhandelt. Es wurde beschlossen, ab 16. Juni die Preise für Markenbrot auf 26,25 M., für eine Schrippe auf 56 Pfg. festzusetzen. Markenfreies Brot wird vom gleichen Tage 16 M. (1400 Gramm), die weiße Schrippe eine Mark pro Stück kosten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Mittwoch, 3.5.1922
Ein teures Räuschchen. Ein in der Steinmetzsraße wohnhafter Arbeiter hatte am letzten Sonnabend im Trinken des Guten zu viel getan. Er schwankte hin und her und fiel schließlich in der Prinz=Handjerystraße in eine große Schaufensterscheibe des Schuhhauses Leiser. Die Scheibe wurde völlig zertrümmert, der Zecher aber kam mit leichten Verletzungen davon. Seine Personalien wurden polizeilich festgestellt und nun soll er die Scheibe die 25 000 Mark kostet, bezahlen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung Sonnabend, 08.04.1922
Reparaturbedürftige Schulen
. Bei der Berliner Stadtverordneten=Versammlung ist ein Antrag eingegangen, der sich mit dem baulichen Zustand der städtischen Schulen befaßt. Nach der Kriegszeit sind danach selbst die notwendigen Reparaturen unterblieben. Der Verfall der Gebäude schreitet vorwärts. Die Klassen widersprechen in vielen Schulen allen sanitären Anforderungen. Im letzten Jahre hatte der Magistrat etwa zwei Drittel der geforderten Mittel gestrichen, so daß die angesetzten Reparaturen zunächst nicht ausgeführt werden konnten.

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Neuköllnische Zeitung – Sonnabend, 4. 3. 1922
Protestversammlung gegen die industrielle Ausbeutung des Tempelhofer Feldes. In der am Mittwoch abgehaltenen Sitzung der Neuköllner Bezirksversammlung wurde, wie von uns ausführlich berichtet, bereits einmütig gegen den Plan Stellung genommen, das Tempelhofer Feld zu Industriezwecken aufzuteilen. Es besteht die Absicht, selbst den an Neukölln grenzenden grünen Streifen zu beseitigen. Dieser Plan muß vereitelt werden. Neukölln darf nicht ringsum von Industrien eingeschnürt werden, man muß seiner Einwohnerschaft wenigstens eine freie Stelle lassen, wo sie nach schwerer Wochenarbeit des Sonntags notdürftig Erholung finden kann. Um dem einstimmig gefaßten Widerspruch der Bezirksversammlung noch besonderen Nachdruck zu verleihen, ist es deshalb notwendig, daß auch von seiten der Bevölkerung ein flammender Protest gegen den Raub der Erholungsstätte erhoben wird. Alle Interessenten werden deshalb … aufgefordert, zu einer Protestversammlung zu kommen, die am Dienstag … stattfindet. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt, Dienstag, 3.1.1922
Der entführte Damenhut. Herr Sturm ist ein lockerer Gesell, der sich mitunter recht eigenartige Späße erlaubt, wobei er auch das schöne Geschlecht nicht verschont. So riß er am vergangenen Sonnabend nachmittag in der Hermannstraße in wildem Ungestüm einer Dame einen grünen Hut mit rotbraunem Bande vom Kopfe, wirbelte ihn eine zeitlang in der Luft herum und ließ ihn dann auf das Verdeck eines in Richtung Hermannplatz fahrenden Straßenbahnwagens fallen. In der Nähe der Steinmetzstraße wehte er den Hut auf die Straße und dort soll ein Knabe den letzteren eingefangen haben. Der Finder wird um Abgabe an Kulick, Hermannstr. 164=65 gebeten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung, Dienstag, 2.12.1921
Rasieren zwei Mark. Infolge der dauernd steigenden Preise auf allen Gebieten und der auch dadurch hervorgerufenen Lohnforderungen der Gehilfen sehen sich die Friseure von Groß=Berlin gezwungen, ihre Preise für die Bedienungen bis zu 40 Prozent zu erhöhen. Der Mindestpreis für Rasieren beträgt jetzt 2 Mark, für Haarschneiden 6 Mark. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung – Dienstag, 1.11.1921
An den Unrechten gekommen. In einem Lokal in der Steglitzer Straße machte sich in der Nacht zu Sonntag der 35 Jahre alte Kellner Kurt Winkler an einen ihm völlig unbekannten Mann heran und forderte ihn auf, mit ihm gemeinschaftlich den Buchbinder Franz Berger zu überfallen und zu berauben. Der Fremde ging auch scheinbar auf den Vorschlag ein. Als nun Winkler über Berger herfallen wollte, bemerkte er zu seinem nicht geringen Schreck, daß sich nicht nur sein vermeintlicher Helfershelfer, sondern auch zwei plötzlich auftauchende Kriminalbeamte gegen ihn wandten und ihn festnahmen. Winkler war gründlich hereingefallen, denn er hatte zu seinem Komplizen – den Bruder des Berger erkoren. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt–Mittwoch, 5.10.1921
Bekämpfung der Schundliteratur.
Die Unabhängigen haben der Berliner Stadtverordnetenversammlung folgenden Dringlichkeitsantrag unterbreitet: „Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen, den Magistrat zu ersuchen, sofort eine großzügige Aktion zur Bekämpfung der Schundliteratur zu unternehmen. Es sind sofort 100 000 M. bereit zu stellen, um in allen Bezirksjugendämtern Bücherverteilungsstellen einzurichten; die Berliner Schulverwaltung hat sofort auf dem Wege der Schulordnung den Schülern zu verbieten, in Buchhandlungen zu laufen, die Schundliteratur zum Verkauf bringen, Buchhandlungen zu empfehlen, welche nur gute Literatur führen. Der Polizeipräsident ist zu ersuchen, durch Polizeiverordnung sofort allen Produktengeschäften jeden Bücherverkauf zu untersagen.

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Neuköllnische Zeitung – Donnerstag, 1. 9. 1921
Salzsäure-Attentat.
Der 23jährige Arbeiter Erich Rautenberg hierselbst wurde in der Nacht gegen 12 Uhr auf der Wildenbruchbrücke von einem unbekannten Mann angefallen. Als dieser dicht vor ihm stand, holte er aus der Tasche eine Flasche mit Salzsäure hervor und goß deren Inhalt dem Bedauernswerten ins Gesicht. Auf das Geschrei des Ueberfallenen eilte eine Streife der Schutzpolizei herbei und brachte den Schwerverletzten nach dem Rudower Krankenhaus.

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Neuköllner Tageblatt – Mittwoch, 3. 8. 1921
Erfolgreiche Diebesjagd in Rudow. Durch die Unerschrockenheit der Rudower Polizeibeamten, des Oberwachtmeisters Elsemann und Landjägers Walter gelang es gestern morgen 2 Uhr Telegraphendrahtdiebe bei der Arbeit zu überraschen. Durch eine Sicherungsarlarmvorrichtung benachrichtigt, suchten die beiden Beamten die Neuköllnerstraße und die Buckowerstraße ab. Endlich unweit der Budenstadt bei Bie­neckes Mühle stießen sie auf drei Männer, welche den Draht von den Fernsprechleitungen schnitten und zusammenrollten. Auf Anruf versuchten die Verbrechner in der Dunkelheit zu entkommen. Aber dank des vorzüglichen Polizeihundes wurde einer gestellt. Kaum hatte man diesen ins Gewahrsam gebracht, als ein Radler mit 2 Fahrrädern und einem Rucksack an den Beamten vorüberfuhr und »Guten Morgen« wünschte. Diese riefen ihn an, er warf Rucksack und Rad fort. In aufregender Jagd verfolgt, feuerte der Dieb 10 Schuß auf den Wachtmeister Elsemann, glücklicherweise, ohne denselben zu verletzen. Schließlich warf der Dieb, ebenfalls beschossen, sein zweites Rad fort und lief wie ein Schnelläufer nach Berlin. Die beiden erschöpften Beamten konnten wegen Raddefektes ihm nicht folgen. Der Rucksack enthielt einen frisch geschlachteten Hammel. Den entkommenen Verbrechern ist man auf der Spur auf Grund der Aussagen des Verhafteten. Auch von dem Hammeldieb sind Spuren gefunden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Auch in diesem Monat sind die Bibliotheken wieder geschlossen. Deshalb gibt es in dieser Ausgabe eine Sammlung von Artikeln aus dem vergangenen Jahr, die es aus Platzgründen nicht in die Zeitung geschafft haben.

Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 5. 2. 1920
Das Geheimzeichen der städtischen Pflanzen.
Um den immer mehr um sich greifenden Diebstählen an immergrünen Pflanzen entgegenzutreten, hat sich die städtische Parkverwaltung veranlaßt gesehen, die Blätter und Zweige dieser Pflanzen auf der Unterseite mit Farbstoff zu versehen. Die Handelsgärtner und Kranzbindereien werden vor Ankauf derartig gekennzeichneter Pflanzen dringend gewarnt.

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Montag, 6.12.1920
Nur Kaffee-Einfuhr billiger Sorten. Mit Rücksicht auf die ungünstige Finanzlage des Reiches soll künftig, wie der Kaffee-Einfuhrverein in Hamburg in Ergänzung der vor einigen Tagen veröffentlichten Notiz mitteilt, nur noch Konsumware von Kaffee eingeführt werden. Höhere Qualitäten zu Luxuspreisen sollen im Auslande zur Einfuhr nach Deutschland nicht mehr angekauft werden. Es dürfen künftig in der Regel Kaffeemengen, die mehr als etwa 3 Mark für das Pfund über dem jeweiligen Weltmarktpreis für prima Santos kosten, nicht eingeführt werden. Der Handel muß den Verhältnissen Rechnung tragen und Rücksicht üben. Keinesfalls darf die Einführung von Kaffeemengen vor Eingang des Einfuhrbewilligungsschreibens der Wirtschaftsstelle eingeleitet werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllnische Zeitung – Montag, 1. 11. 1920
Keine Einfuhrgenehmigung für Bananen. Auf Veranlassung des Reichsfinanzministeriums ist die kostspielige Bananeneinfuhr unterbunden worden. Einfuhrgenehmigungen werden nicht mehr erteilt. Die Ausfuhr von deutschem Frischobst wird mit Rücksicht auf den starken inländischen Bedarf nicht mehr gestattet. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Neuköllner Tageblatt
Sonnabend, 2.10.1920
Das Gesetz über die Bildung der Einheitsgemeinde Berlin ist mit dem gestrigen Tage in Kraft getreten. Allerdings sind die Abänderungsanträge, die die Landesversammlung beschäftigen, noch nicht erledigt, und so wird einstweilen in den Gemeindeverwaltungen noch alles beim alten bleiben. Auch die Neuorganisation der gesamten Berliner Polizei ist mit dem gestrigen Tage erfolgt. Das hiesige Polizei=Präsidium heißt von jetzt ab »Polizeiamt Neukölln«. Mit der Leitung desselben ist, dem Vernehmen nach, Regierungsrat Dr. Coester betraut worden. Zum Polizeibezirk Neukölln gehören nunmehr auch die Gemeinden Britz, Rudow ud Buckow. Diese Orte werden vermutlich mit Wachen belegt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

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Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Sonnabend, 4. 9. 1920
15 Millionen Mark für das Rittergut Britz. Der Ankauf des ehemmaligen Rittergutes Britz ist seitens der Gemeinde Britz beschlossen worden. Es fehlt allerdings noch die Genehmigung Groß=Berlins. Interessant sind die Preise, die für das Rittergut früher gezahlt wurden. Während es im Jahre 1800 mit 42 000 Talern bewertet wurde, kaufte es der Ehegatte der letzten Eigentümerin, der Spiritusbrenner Wrede, in den sechziger Jahren für 900 000 Mark. Jetzt sollen nun 15 Millionen Mark für das etwas vergrößerte Gut bezahlt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt – Dienstag, 2. 3. 1920
Mord und Selbstmord. Gestern morgen 7.30 Uhr erschien in der Wohnung der Frau Holzapfel, Warthestraße 10, der 26jährige Eisenbahnarbeiter Fritz Henke aus der Bergstraße 64 und erklärte der öffnenden Frau H.,daß er ihren 31jährigen Sohn Willi sprechen wolle. Frau H. wollte den frühen Besucher nicht in die Wohnung hineinlassen, dieser stieß die Frau beiseite, ging in das Schlafzimmer des jungen Holzapfel, der noch im Bette lag, und feuerte auf diesen mehrere Revolverschüsse ab, die den jungen Mann lebend­gefährlich verletzten. Dann richtete Henke die Waffe gegen sich und schoß sich in den Kopf, so daß er tot zusammenbrach. Willi Holzapfel und Henke waren zusammen in der Eisenbahnwerkstatt Tempelhof beschäftigt und hatten sich dadurch kennengelernt. Beide haben in letzter Zeit in sträflichem Verkehr gestanden. Aus einem Briefe, den Henke an seine Mutter gerichtet hat, geht hervor, daß er die Tat schon seit längerer Zeit geplant hat. An dem Aufkommen des schwerverletzten Holzapfel wird gezweifelt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung
Sonnabend, 7.2.1920
Die Arbeiten bei der Schnellbahn Gesundbrunnen – Neukölln sind nunmehr trotz des Einspruchs der an dem Bau interessierten Gemeinden, Berlin und Neukölln, vorläufig eingestellt worden. Die Firma Siemens u. Halske hat sämtlichen Arbeitern zum 15. Februar gekündigt, auch die anderen, an dem Bau beteiligten Gesellschaften haben ihre Arbeiter entlassen und begründen diese Maßregel mit dem Mangel an Zement. Durch die Entlassung werden viele hundert Arbeiter brotlos und fallen der städtischen Erwerbslosenfürsorge zur Last. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 3.1.1920
Der Jahreswechsel ist in unserer Stadt in üblicher Weise gefeiert worden. Es ging zwar auf den Straßen sehr lebhaft zu, doch waren erfreulicherweise größere Störungen nicht zu verzeichnen. Vielen Unfug mit Feuerwerkskörpern verübte die liebe Jugend.

Neuköllner Tageblatt, Sonntag, 11.1.1920
Nachdem das inländische Funknetz weiter ausgebaut worden ist, soll in größerem Umfange von diesen Anlagen Gebrauch gemacht werden. Fortan behält sich daher die Reichs=Telegraphenverwaltung für die Abwicklung des telegraphischen Verkehrs im allgemeinen freie Wahl hinsichtlich des zu benutzenden Weges (Draht= oder Funkweg) vor. Befürchtet jedoch der Absender ein Mithören des Telegramms durch Unbefugte, was bei der Eigenart der drahtlosen Telegraphie nicht durchweg ausgeschlossen ist, und wünscht er daher ausdrücklich die Drahtbeförderung, so hat er im Telegramm­aufgabeformular an der für die Weg­angabe vorgesehenen Stelle den gebührenfreien Vermerk »Draht« niederzuschreiben. Das gleiche gilt für den Telegrammverkehr Deutschlands mit den europäischen Ländern, soweit die Gebühren auf dem Draht= und Funkverkehr gleich sind. Neuköllner Alltägliches weiterlesen