Archiv der Kategorie: Soziale Stadt

Sozialamt kann nur bedingt helfen

Rasanter Anstieg der Räumungsklagen

»Mit Stand 12.12.2023 waren in Neukölln 359 Räumungsklagen wegen Zahlungsverzug der Mieter vorm zuständigen Gericht anhängig. Damit stieg die Zahl der Räumungsklagen gegenüber dem Vorjahr auf etwa 130 Prozent. Dies geht aus einer parlamentarischen Anfrage der Linksfraktion Neukölln hervor«, teilt deren sozialpolitischer Sprecher Georg Frankl mit. Er hatte in der Bezirksverordnetenversammlung eine kleine Anfrage gestellt, die am 19.12.2023 beantwortet wurde.

Rausgeschmissen.    Foto: mr

Das Amt für Soziales erfährt von anstehenden Räumungsklagen über eine »gerichtliche Mitteilung in Zivilsachen (MiZi)«. 2022 ging es um 281 Klagen, bis Oktober 2023 schnellten sie auf 359 hoch. Sozialamt kann nur bedingt helfen weiterlesen

Lasern und beschwichtigen

Die Zukunft für die Mieter in der Innstraße bleibt ungewiss

Die Ungewissheit um die Innstraße 44/45 geht weiter. Ein Eigentümerwechsel wurde den Mieterinnen und Mietern offiziell bekanntgegeben. Sie wurden im Januar zu einer Versammlung ins Hotel »Estrel« eingeladen zwecks Information und Kennenlernen. Die Einladenden pflegten einen beschwichtigenden Ton, behaupteten, nicht an einem Austausch der dort wohnenden Mietparteien interessiert zu sein, und erläuterten Pläne, das Haus auf »grüne« Weise aufzuwerten. Sicherheit für den Fortbestand des Mietverhältnisses, sollten Eigentumswohnungen entstehen, über die gesetzlich vorgeschriebene Schutzfrist von zehn Jahren hinaus wurde nicht gegeben. Lasern und beschwichtigen weiterlesen

Wärme schenken, Armut lindern

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Wenn jemand alle Facetten eines beschwerlichen, armutsbetroffenen Lebens in Neukölln täglich vor Augen hat, dann ist es Thomas de Vachroi. Als einziger Armutsbeauftragter in Berlin widmet er sich tagaus tagein den Belangen der Menschen, die Unterstützung brauchen und möchten.
De Vachroi ist seit 2017 der erste und bisher einzige Armutsbeauftragte in der Bundesrepublik und arbeitet sowohl für den Evangelischen Kirchenkreis Neukölln als auch für das »Diakoniewerk Simeon«. Sein Motto lautet: Niemand darf in unserer Gesellschaft allein gelassen werden. Wärme schenken, Armut lindern weiterlesen

10 Jahre Wunschbaum!

»Kindern ein Lächeln schenken« heißt es auch in diesem Jahr im Neuköllner Rathaus

Auch in diesem Jahr steht im Foyer des Rathauses wieder ein Wunschbaum. Unter dem Motto »Kindern ein Lächeln schenken« schmücken 190 Wünsche von Kindern aus Neuköllner Familien in schwierigen Situationen, aber auch wie bereits im Vorjahr von Bewohnern der Senioren- und Pflegeeinrichtung Haus Rixdorf den Weihnachtsbaum.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel: »Es ist leider nicht für alle Neuköllner eine Selbstverständlichkeit, dass zu Weihnachten Geschenke gemacht werden können. Auch wenn die Wünsche anonym erfüllt werden, bringt der Wunschbaum die Menschen aus unserem Bezirk zusammen. Die Wunschbaumaktion hat bereits seit zehn Jahren ihren festen Platz hier im Bezirk und steht für konkrete nachbarschaftliche Solidarität und Unterstützung. Ich freue mich deshalb über rege Beteiligung auch in diesem Jahr.« 10 Jahre Wunschbaum! weiterlesen

»Shehrazad« braucht Unterstützung

Kampf für soziale Einrichtung. Foto: Gisela Fahlbusch

Schutzraum für Mütter und Kinder in Gefahr

Das »Shehrazad« ist berlinweit das einzige kommunal getragene
Familienzentrum, das ausschließlich Frauen und Kindern vorbehalten ist. Im Zuge der vom Bezirksamt Neukölln beschlossenen Sparmaßnahmen ist diese Einrichtung jetzt von der Schließung bedroht.
In einer Petition wird die dringende Bitte an den Bezirksbürgermeister und den Finanzsenator herangetragen, den Fortbestand des »Shehrazad Zentrums« zu sichern. Die Petition richtet sich nicht nur an Mütter. Es ist jeder eingeladen zu unterschreiben, weil es darum geht, die jetzige Angebotsstruktur der Neuköllner Familienzentren im Allgemeinen und unsere soziale Infrastruktur zu erhalten. »Shehrazad« braucht Unterstützung weiterlesen

Neuer Ort für Selbsthilfe- und Stadtteilarbeit eröffnet

Das »Haus der Vielfalt« bietet ein vielfältiges Angebot

Das »Haus der Vielfalt« in der Wilhelm-Busch-Straße 12 ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe und Lebenssituationen zusammenkommen können, wo Selbsthilfe- und Stadtteilarbeit an einem Ort verbunden werden.
Eigentlich hat es seine Arbeit bereits vor drei Jahren aufgenommen. Pandemie und bauliche Nacharbeiten verhinderten bisher eine richtige Eröffnungsfeier. Das wurde jetzt mit einem Tag der offenen Tür am 7. Juli nachgeholt.

Antje Kleibs (li.) und Barbara Schünke.    Foto:mr

Dabei informierten die verschiedenen Vereine, die gemeinsam unter der Trägerschaft des NBH (Nachbarschaftsheim Neukölln) das Haus betreiben, über ihre Arbeit und ihre Angebote. Neuer Ort für Selbsthilfe- und Stadtteilarbeit eröffnet weiterlesen

Endstation Sehnsucht

Von der Oper zur Parkbank

Früher war ich wer. Nach dem Musikstudium habe ich auf den Brettern der Welt Opernarien gesungen. Die Menge jubelte mir zu, und ich war berauscht vom Applaus des Erfolges.
Herrliche Jahre waren das! Wenn auch die Weltenbummelei und der Prunk anstrengend waren, hätte ich sie nicht eine Sekunde lang gegen ein anderes Leben tauschen wollen.
Jetzt seht mich an. Verlottert und oll, ganz unten angekommen. Tagtäglich liege ich an der Bushaltestelle und bin darauf angewiesen, dass mich barmherzige Nachbarn mit Essen versorgen. Ich schaffe es nicht mal mehr aufzustehen. Endstation Sehnsucht weiterlesen

Little Homes als Safe Places

Kleine Bleiben für wohnungslose Menschen

»Hey Ecki, wie geht’s dir?« Ich schaue zur Seite und sehe Florian grinsend an eine Mauer gelehnt. Wir kennen uns schon Jahre. Florian ist Straßensozialarbeiter und hatte damals frisch nach dem Studium als absoluter Grünschnabel bei uns im Kiez angefangen zu arbeiten.

Drei Quadratmeter Heim.      Foto: mg

Anfangs kam er ziemlich überheblich daher, meinte alles zu wissen und war sehr fix mit vorgefertigten Lösungen. Ihm ist nicht aufgefallen, wie bevormundend er dabei war. Ein paar Mal hat es ordentlich gerumpelt.
Eines Tages fand er mich bewusstlos und krampfend an meinem Stammplatz und alarmierte die Feuerwehr. Einen Tag später besuchte er mich in der Klinik, und wir haben lange geredet. Seitdem ist das gegenseitige Verständnis enorm gewachsen. Er ist da, wenn es brennt.
Flo war ganz aufgeregt und überschlug sich beim Erzählen. Der Bezirk führe ein neues Modellprojekt ein, um der Verantwortung wohnungsloser Menschen gegenüber gerechter zu werden. Es sollen im ganzen Bezirk dezentral mehrere »Safe Places« errichtet werden. Wohnungslose Menschen bekommen so die Chance, in sogenannten »Little Homes« zu wohnen und wettergeschützt eine Bleibe zu erhalten, mit dem Fernziel, eine eigene Wohnung zu beziehen. Drei Quadratmeter erst einmal. Little Homes als Safe Places weiterlesen

Den Menschen ihren Namen zurückgeben

Gedenkfeier für einsam Verstorbene

Einmal im Jahr, am dritten Sonntag im Januar, wird in der Philipp-Melanchthon-Kirche all jener Menschen gedacht, die einsam und unbetrauert verstorben sind.

Lichter der Hoffnung.   Foto: mr

Rund 200 Neuköllner wurden 2022 – wie es im amtsdeutsch heißt – »ordnungsbehördlich« auf dem alten Domfriedhof St. Hedwig in Mitte bestattet, weil der Tote entweder keine Angehörigen mehr hatte oder diese die Verantwortung für die Ausrichtung der Beisetzung ablehnten. »Im Kreise seiner Lieben zu sterben und dann betrauert und würdig beerdigt zu werden, das ist nicht jedem vergönnt. Menschen sterben auch allein und unbeachtet. Auch mitten unter uns«, sagt Jan von Campenhausen, Pfarrer der Fürbitt-Melanch­thon-Kirchengemeinde. Mit dieser Andacht soll ihnen Respekt erwiesen werden, denn »wie mit den Toten umgegangen wird, sagt viel zum Umgang der Lebenden untereinander.« Den Menschen ihren Namen zurückgeben weiterlesen

Eine Wohnung für jeden Menschen, der eine möchte?

Register für Auswege aus dem Elend

Wer sind diese Menschen? Obdachlose Menschen leben oft anonym und zumeist in großen Städten und Ballungsgebieten.
Sie sind aus den unterschiedlichsten Gründen durch alle Raster der Gesellschaft gefallen. Viele hatten vielleicht zuvor ein intaktes Umfeld, eine Wohnung, eine Arbeit, eine Familie. Sie sind gestrandet in der Anonymität der Großstädte.
Hier muss man sie wieder herausholen! Aber wie? Wer soll das machen? Wer soll das bezahlen? Wer ist zuständig?
Das Problem löst man nicht mit Essens-, Kleider- oder Kleingeldspenden. Auch Kältebusse oder Notunterkünfte sind keine dauerhafte Lösung des Problems. So wichtig sie auch sind in der Not!


Diese Hilfsbereitschaft zeigt jedoch auch, dass es der Gesellschaft nicht egal ist, wenn Menschen im Freien leben müssen, hungern und frieren. Aber auch die hilfsbereite Gesellschaft geht letztendlich in ihre warme Wohnung und ist froh, dass es ihnen persönlich gut geht. Von dem anderen nicht hilfsbereiten Teil der Gesellschaft erfahren sie Missachtung und Leid. Eine Wohnung für jeden Menschen, der eine möchte? weiterlesen

Neuköllner Ehrennadel

Auszeichnung für Engagement

Fünf Persönlichkeiten wurden mit der Neuköllner Ehrennadel 2021 ausgezeichnet. Sie haben sich in besonderer Weise um den Bezirk verdient gemacht. Die Auszeichnungen erhielten in diesem Jahr Jörg Christians, Dr. Sibylle Katzenstein, Manuela Matthes und Mnyaka Sururu Mboro sowie Hafsa Özkan. Bei der Ehrennadel handelt es sich um die höchste Ehrung des Bezirks Neukölln an seine Bürgerinnen und Bürger.
Die Neuköllner Ehrennadel wird seit 1984 verliehen. Insgesamt wurden bereits 183 Bürgerinnen und Bürger für ihr ehrenamtliches Engagement für den Bezirk geehrt. Unter den Preisträger:innen sind viele bekannte Namen, von der Journalistin und Filmemacherin Güner Balcı über die mehrfache Olympiasiegerin und Schwimmweltmeisterin Britta Steffen bis hin zum Musiker Frank Zander.
Bei der Verleihung handelt es sich um die Preisträger aus dem Jahr 2021. Die Veranstaltung wurde pandemiebedingt nachgeholt.
Die Verleihung erfolgte in feierlichem Rahmen durch den Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Lars Oeverdieck sowie dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister Jochen Biedermann am Sonntag, 28. August 2022 um 14 Uhr auf Schloss Britz, Alt-Britz 73, 12359 Berlin

pm

Solidarität mit den Bewohnerinnen

Nein zum Abriss der Habersaatstraße 40

 

Die Habersaathstraße mit ihren 91 Wohnungen und über 60 Bewohnerinnen soll, wenn es nach dem Willen des Eigentümers und der Bezirkspolitikerinnen geht, abgerissen werden. Das ehemalige Personalwohnheim der Charite ist energetisch saniert, mit einer Solaranlage auf dem Dach ausgestattet und soll nun wenigen Luxuslofts weichen. Dagegen gilt es sich zu wehren und solidarisch mit den Bewohnerinnen zu sein. Solidarität mit den Bewohnerinnen weiterlesen

Inklusion und Bewegung in der Gropiusstadt

Neuer Spielplatz will beklettert werden.   Foto:bs

Zwei Eröffnungen auf einen Streich

Begeistert eroberten Kinder ihren feierlich eröffneten inklusiven Spielplatz am 14. Mai, dem diesjährigen »Tag der Städtebauförderung«. Er liegt innerhalb des Grünzugs im Sollmannweg und ermöglicht Kindern mit oder ohne Handicap, unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen und vielfältige Sinneserfahrungen zu sammeln.
Die Kletterlandschaft aus Robinienholzstämmen lockte nicht nur Kinder und Jugendliche in die Höhe, Eltern leisteten freudig Hilfestellungen, gerne auch auf der Riesenrutsche. Die Nähe zum Vogelwäld­chen auf der anderen Straßenseite inspirierte die Planer, eine Kletternestlandschaft mit unterschiedlichen Höhen zu gestalten, so dass die Kids spielerisch den Unterschied zwischen Boden-, Frei-, Höhlen- und Schilfbrütern erkunden können. Inklusion und Bewegung in der Gropiusstadt weiterlesen

Nachbarschaftsprojekte

Förderung startet

Auch in diesem Jahr können Privatpersonen, Vereine und Initiativen Fördermittel für ihre Projekte zur Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur beantragen. Das Programm »Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften« (FEIN) ermöglicht Fördermittel in Höhe von maximal 3.500 Euro für nachbarschaftliche Projekte. In diesem Jahr liegt der Fokus auf Verbesserungsmaßnahmen der öffentlichen Infrastruktur. Mögliche Projekte sind daher zum Beispiel die Bepflanzung von Baumscheiben und Hochbeeten, das Streichen von Wänden in der Öffentlichkeit oder die Durchführung von Nachbarschaftsfesten.
FEIN-Mittel richten sich an Projekte außerhalb der Quartiersmanagementgebiete, da innerhalb der Gebiete andere Fördermöglichkeiten bestehen.
Zu zwei Stichtagen können Anträge auf FEIN-Mittel im Bezirks­amt Neukölln eingereicht werden. Anträge können postalisch (zu Händen Engagementbeauftragter Philipp Rhein) oder per E-Mail (fein@bezirks­amt-neukoelln.de) zum 15.06.2022 und zum 31.08.2022 eingereicht werden. Die Freigabe der Mittel für die Durchführung von Projekten ist von der Verabschiedung des Berliner Haushaltes abhängig. Deshalb können Projekte frühestens ab Juli 2022 durchgeführt werden.
Weitere Informationen zur Zulässigkeit von Projekten und zur Abrechnung, sowie alle Antragsformulare finden Sie unter www.berlin.de/ba-neukoelln/politik-und-verwaltung/beauftragte/eu-angelegenheiten/artikel.788512.php.
Beratungstermine können telefonisch unter 030 32 50 56 84 oder per E-Mail unter hannusch@nez-neukoelln.de vereinbart werden.

pm

Versteckter Held des Alltags

Thomas de Vachroi

Thomas de Vachroi wird im November als erster Berliner mit dem »Voice Aid Award Hidden Champions of Life Deutschland 2020« geehrt.
Seit vielen Jahren setzt er sich für die Ärmsten und Schwächsten unserer Gesellschaft ein.

Stimme für Menschen in Not.      Foto: Diakoniewerk Simeon

Sei es als Armutsbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Neukölln, als Leiter des »Haus Britz« des Diakoniewerks Simeon oder als Sozialbeauftragter der CDU Neukölln. Durch seine breitgefächerten Kontakte hat er Zugang zu vielen Einrichtungen und Projekten, die er auch mit erhaltenen Spenden versorgt. Versteckter Held des Alltags weiterlesen

»HEROES« erhält Förderung

357.000 Euro für Präventionsprojekt

Das Neuköllner Gewaltpräventionsprojekt »HEROES« von »Strohhalm e.V.« erhält finanzielle Unterstützung von Bund und Land zur Fortsetzung seiner wichtigen Integrationsarbeit. Der Verein erhält vom Bundesfamilienministerium eine Projektförderung für eine bundesweite Koordinierungsstelle zur geschlechterreflektierenden Jungenarbeit für das »HEROES« Netzwerk, das die Unterdrückung im Namen der Ehre zum Thema macht. Die Förderung beläuft sich auf 212.000 Euro für drei Jahre ab 2020 bis 2023. Weitere Projektförderungen in Höhe von insgesamt 145.000 Euro erhält »Strohhalm e.V.« aus Landesmitteln, vorwiegend von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
»Mit Strohhalm e.V. und dem Projekt HEROES können wir für die kommenden Jahre eine bundesweite Koordinierungsstelle für die gewaltpräventive und geschlechterreflektierende Jungenarbeit einrichten«, freut sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. »HEROES« erhält Förderung weiterlesen

Das Virus auf der Straße

Essensverteilung an wohnungslose Menschen

Immerhin zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite an diesen Tagen früh im April. Die Temperaturen sind morgens schon angenehm, es weht kein Wind, und Regen hat sich auch nicht angekündigt – Glück im Unglück sozusagen. Für die mehr als hundert Menschen, die sich in den Morgenstunden bereits am Boxhagener Platz versammeln, spielt das eine übergeordnete Rolle, denn sie sind wohnungslos.

Karuna« packt Hilfstüten.  Foto: mf

Seit die Corona-Krise den wuseligen Alltag auf den Straßen Berlins stark eingeschränkt hat, ist der Alltag für Wohnungslose in der Großstadt besonders herausfordernd.
Während sich das Gros der Bewohner in die eigenen vier Wände zurückziehen kann und die sozialen Interaktionen auf ein Minimum beschränkt, stellt sich die Frage, was mit den Menschen passiert, die kein eigenes Zimmer haben und für die »Social Distancing« quasi unmöglich ist? Was macht das mit einem, wenn die Freunde »mit den richtigen Wohnungen« gerade jetzt, in dieser komplizierten Zeit, kollektiv wegbleiben? Wenn das durch Pfandflaschen gesammelte Kleingeld nicht für eine warme Mahlzeit reicht? Das Virus auf der Straße weiterlesen

Soziales Miteinander in der Coronakrise

Essensausgabe in der Tee- und Wärmestube in der Weisestraße

Alle Welt spricht von »StayHome«, und viele Aufrufe in den sozialen Netzwerken bieten Nachbarschaftshilfe und Kinderbetreuung an. Doch eine Gruppe wird fast vollständig außer acht gelassen, das ist die Gruppe der Wohnungslosen. Diese Menschen sind schon jetzt nicht mehr in der Lage, sich über Wasser zu halten, da die Straßenspenden und Lebensmittelspenden zu 90 Prozent zurückgegangen sind. Dazu kommt, dass viele Einrichtungen schließen mussten und somit die persönlichen Kontakte auch noch eingestellt sind.

Thomas de Vachroi am Fenster.  Foto: Stefanus Parmann

Die »Tee und Wärmestube Neukölln« musste auf Grund der staatlichen Verordnungen ebenfalls ihre Räumlichkeiten schließen, um die Ansteckungsgefahr für Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten. Das bedeutet, dass auch die Küche geschlossen bleibt und keinerlei Lebensmittel mehr vor Ort verarbeitet werden. Soziales Miteinander in der Coronakrise weiterlesen

»Wetten, dass« in Neukölln

Heiße Biker bringen Geschenke.   Foto: mr

Hikel gewinnt beim Hilfe-Flashmob »Kaffee gegen Kälte« in der »Teupe«

»Der reine Wahnsinn, ich bin sprachlos«, sagte Michael Lind sichtlich gerührt, als mehr als 150 Menschen ihre Kaffee-Päckchen in die Höhe reckten.
Sie alle waren am 14. Dezember in die Teupitzer Straße zur KUBUS Kältehilfe gekommen, weil Bezirksbürgermeister Martin Hikel auf eine Wette mit dem Geschäftsleiter des Nahkauf-Supermarktes am Kiehlufer eingegangen war. Lind wollte 1.000 Euro an die Kältehilfe spenden, aber nur, wenn es dem Bürgermeister gelänge, 50 Leute mit einer Packung Kaffee vor die Kälteübernachtungseinrichtung zu locken. Obdachlose Menschen bekommen hier ein warmes Abendessen, ein Bett und am Morgen ein Frühstück.

Der Beweis.     Foto:mr

Doch um die überlebenswichtige Kältehilfe aufrechtzuerhalten, ist die Einrichtung auf Spenden angewiesen. Er habe mit dieser Aktion ein Signal setzen wollen, um Menschen für die Unterstützung Obdachloser zu mobilisieren, erklärte Lind. »Wetten, dass« in Neukölln weiterlesen

Unterwegs mit dem Streetworker Malte Dau

»Fixpunkt« zeigt die süchtige Seite

Es ist fast wie »High Noon«. Kurz vor zwölf Uhr mittags stehen circa 20 erwartungsvolle Menschen vor dem Haus Karl-Marx-Straße 202. Dort befindet sich im Erdgeschoss der Anlaufpunkt der Drogenhilfe »Fixpunkt«. Hier ist kostenfreie Beratung, medizinische Ersthilfe und der Empfang sauberer Spritzen für Konsumenten möglich. Für den Drogenkonsum gibt es einen separaten Bereich. Zusätzlich sind Kaffee und Tee, alkohol­freie Getränke und warmes Essen erhältlich, es kann geduscht, die Kleidung gewaschen und gewechselt werden. Mehr als 50 Cent muss für jeden einzelnen Konsumartikel nicht bezahlt werden. Viele der Klienten sind obdachlos. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern. Zwei Männer sprechen Russisch miteinander. Unterwegs mit dem Streetworker Malte Dau weiterlesen

Selbstbewusst gegen das Hurenstigma

»Hydra Café« für Sexarbeiterinnen

Leichtfertig ist vom »ältesten Gewerbe der Menschheit« die Rede, weniger von anstrengender Sexarbeit. In offiziellen Lebensläufen bleibt die Tätigkeit in der Erotikbranche häufig unerwähnt oder wird umschrieben, beispielsweise als Masseurin oder Kosmetikerin. Dabei wird Sexarbeit täglich, überwiegend von Männern, millionenfach in Anspruch genommen, doch der Beruf unterliegt dem Hurenstigma. Wenn sich Sexarbeitende außerhalb ihrer Tätigkeit outen, stößt das oft auf Ablehnung.
Das sogenannte »Prostituiertenschutzgesetz« von 2017 hat keineswegs zu mehr »Schutz« geführt. Stattdessen sind die in diesem Berufsfeld Arbeitenden verunsichert.

Raum für offene Gespräche.Foto: pr

»Hydra«, die seit 1980 bestehende Selbstorgansation von Sexarbeiterinnen, hat darauf reagiert. Zusätzlich zu dem seit 1980 praktizierten Beratungsangebot in Kreuzberg gibt es seit Anfang 2019 das »Hydra Café« in Neukölln. In gemütlich eingerichteten hellen Räumen finden Sexarbeiterinnen einen Ruhepunkt, einen Ort, an dem sie sich erholen und über ihre anspruchsvolle Arbeit miteinander reden und entspannen können. Selbstbewusst gegen das Hurenstigma weiterlesen

Singen gegen Armut

Benefizkonzert der »Gropiuslerchen«

Alle Sitzplätze der »Dreieinigkeitskirche« in Gropiusstadt waren belegt, als am Abend des 6. November der Neuköllner Chor »Gropiuslerchen« ein Benefizkonzert gab. Die Erlöse kamen zu gleichen Teilen der Tee- und Wärmestube und dem »Zentrum Dreieinigkeit für Menschen mit Handicap« zu.

Gold für die Lerchen.     Foto: pm

Das Motto des Abends lautete »Armut eine Stimme geben«. Moderatorin Sabrina Rucks betonte, wie wichtig die Enttabuisierung von Armut sei, um Betroffenen die Scham zu nehmen und ein Problembewusstsein seitens der Politik und Öffentlichkeit zu schaffen. Der Sozialbeauftragte der CDU Neukölln und Armutsbeauftragte des Diakoniewerks Simeon, Thomas der Vachroi, plant unter demselben Motto eine Großveranstaltung im kommenden Sommer.
Der Gründer der »Gropiuslerchen«, Bernhard Jahn, ist extra für das Konzert aus Frankreich angereist. Unter den Gästen in der rappelvollen Kirche waren außerdem Christian Nottmeier vom Kirchenkreis Neukölln, Neuköllns amtierender Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der ehemalige Bezirksbürgermeister Bodo Manegold, sowie die Stadträte Bernward Eberenz und Falko Liecke. Singen gegen Armut weiterlesen

Sportclub leistet Lebenshilfe

Gropiuslauf und andere Wettkämpfe für mehr Integration

Foto: bs

Der Sportclub der »Lebenshilfe e.V.« wurde 1995 mit dem Zweck gegründet, Menschen mit vorwiegend geistiger Behinderung ein vielseitiges Sportangebot zu eröffnen. Er setzt sich gemäß dem Leitbild der Lebenshilfe für die Achtung und Wahrung der Persönlichkeitsrechte aller Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung, ihr Recht auf Selbstbestimmung und ihre Integration in die Gesellschaft ein. Der SCL ist anerkannter zertifizierter Anbieter für Rehabilitationssport.
800 Sportlerinnen und Sportler mit unterschiedlicher Ausprägung der Behinderung sind in 60 Sportgruppen aktiv. Sportclub leistet Lebenshilfe weiterlesen

Geborgenheit schenken

Die aufregende und bereichernde Tätigkeit von Pflegeeltern

Das Telefon klingelt: »Frau R., wir haben hier einen einjährigen Jungen, die Mutter kann ihn momentan nicht versorgen, können Sie ihn aufnehmen«? Meine Gedanken rasen: Welche Termine haben wir, ist das Reisebett noch auf dem Boden, schaffen wir es von eben auf gleich, uns rund um die Uhr um einen Einjährigen zu kümmern, ist er ein ruhiges Kind oder wird er die ganze Zeit durch die Wohnung toben, wird er die ganze Zeit nach seiner Mutti weinen, ist er traumatisiert, schläft er, was braucht er, Windeln, Autositz, was zu essen, Spielsachen, jemanden, der ihn hält, einfach in den Arm nimmt, ihn weinen lässt, ihn tröstet, wird er es wollen…

Pflegefamilientag mit Falco Liecke.                                                                          Foto: Pflegeeltern im Kiez

Nichts wissen wir, nur ein kleiner Mensch, der ganz dringend jemanden braucht. Kein Heim, keine ständig wechselnden Betreuer, keine fremde Nachtwache, wenn er nachts nach seiner Mutter weint. Geborgenheit schenken weiterlesen

Programm »Soziale Stadt« läuft aus

Das Ende dreier Quartiersmanagementbüros

Nachdem der Reuterkiez 2018 aus der zeitlich begrenzten Städtebauförderung des Programms »Soziale Stadt« herausgefallen ist, geschieht dies 2020 dem Schiller- und dem Körnerkiez sowie der Gropiusstadt.
Städtebauförderprogramme sind grundsätzlich zeitlich begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten für besonders benachteiligte oder strukturschwache Gebiete. Die juristische Grundlage für die »Soziale Stadt« ist der § 171e des Baugesetzbuches. Das Programm »Soziale Stadt« ist auf Bundesebene dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zugeordnet, auf Neuköllner Bezirks­ebene der Abteilung Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste.
Das Programm »Soziale Stadt« soll der Stabilisierung und Aufwertung benachteiligter Ortsteile dienlich sein. Zur Umsetzung werden Quartiersmanagement-Büros vor Ort in den Kiezen eingerichtet. Die gewünschten kiezbezogenen Maßnahmen werden turnusmässig geprüft, überarbeitet, angepasst und in kiezspezifischen »Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepten« (IHEK) festgehalten. Programm »Soziale Stadt« läuft aus weiterlesen

Gesellschaftliche Teilhabe

Lebenshilfe fordert Behindertenvertreter im RBB-Rundfunkrat

Der Lebenshilfe e.V. Landesverband Berlin setzt sich für eine Änderung des RBB-­ Staatsvertrags ein, damit Menschen mit Behinderung künftig mit einem eigenen Sitz im Rundfunkrat vertreten sind.

Auch sie brauchen eine Stimme.                                                                                                                     Foto: fh

Das trifft auf jede Menge Menschen zu, die in Neuköllner Einrichtungen leben oder ein Tagesangebot wahrnehmen. Auch schwerst­behinderte Menschen sollen sich vertreten fühlen. Sie, deren Stimme gerne überhört wird, sollen nun allen anderen Gruppen gleichgesetzt werden.
Christian Specht, Mitglied im Vorstand des Lebenshilfe e.V. Landesverband Berlin und selbst Mensch mit einer Lernbeeinträchtigung, fordert »Auch Menschen mit Behinderung müssen endlich eine Stimme im Rundfunk­rat erhalten«. Gesellschaftliche Teilhabe weiterlesen

Ein Brennpunkt weniger

Das QM-Team im Reuterkiez packt die Koffer

Der Reuterkiez war eines der ersten Gebiete in Neukölln, in dem vor etwa 14 Jahren ein Quartiersmanagement (QM) installiert wurde. Das sollte Hilfe zur Selbsthilfe leisten, Lebensbedingungen verbessern und das bürgerschaftliche Engagement im Kiez fördern. Nach Ansicht des Senats ist das so gut gelungen, dass das QM-Team nach 14 Jahren zum Jahresende seine Arbeit beenden kann.

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Sylvia-Fee Wadehn stellt Ihr Projekt MoRo-Senioren vor.                                                                            Foto: mr

14 Millionen Euro Fördermittel aus dem Programm »Soziale Stadt« wurden in dieser Zeit investiert und rund 600 Projekte realisiert, insbesondere im Bereich Bildung und Integration. Das symbolträchtigste Projekt ist dabei wohl der »Campus Rütli«, der bis 2020 zu einem zukunftsweisenden Bildungsstandort ausgebaut werden soll. Zur Zeit sind dort ein Elternzentrum und eine Berufswerkstatt im Bau. Für einen Erweiterungsbau der Schule und eine Mensa sind ebenfalls bereits erste Vorbereitungen getroffen. Ein Brennpunkt weniger weiterlesen

Mietenalarm

Bezahlbarer Wohnraum – ein Problem

Der Mieterverein Neukölln lud zum Tag der offenen Tür ein. An der Veranstaltung nahmen unter anderem drei Parteivertreter aus der derzeitigen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) teil, um den Gäs-ten Rede und Antwort zu stehen. Die an diesem 3. September anwesenden Politiker werden aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt nach den Wahlen eine Koalition bilden.
Die erste Stunde bestritt Michael Morsbach, seit 2001 für die SPD in der BVV im Stadtentwicklungsauschuss tätig. Themen waren Milieuschutz, die Modernisierungsumlagen, die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften, die nicht funktionierende Mietpreisbremse, sowie neue Wohnformen. Mietenalarm weiterlesen

Auf, auf zur Wahl!

Mietermitbestimmung ist gefragt

Die öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften haben seit 2016 die Verpflichtung, einen Mieterrat zu bilden. Dieser hat eine Stimme im Aufsichtsrat und kann damit die Geschicke der Konzerne wie »Stadt und Land« und »Gewobag« beeinflussen. Seit Juli werden die Wahlunterlagen an die Haushalte versendet, die aufgerufen sind, ihre Stimme bis zum 17.8. für »Stadt und Land« und 8.9. für »Gewobag«, abzugeben.

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Wohin, wenn der Weg weg ist

Schutzräume für demente Menschen

Ein älterer Mensch, der hilf- und orientierungslos auf der Straße unterwegs ist, landet meist bei der Polizei. Doch wenn die Identität des vielleicht Demenzkranken unklar bleibt, ist auch die Polizei hilflos und mit der Unterbringung völlig überfordert. Gerade jetzt im Sommer, wo es häufig zu Dehydrierungen kommt.
In den meisten Berliner Bezirken gibt es schon länger für genau diese Fälle ein Netzwerk aus Polizei und Einrichtungen, die dann bis zur Feststellung der Identität für die adäquate Unterbringung und Verpflegung der hilflosen Personen sorgen. Seit Mai hat endlich auch Neukölln eine derartige Kooperationsvereinbarung zwischen drei Neuköllner Einrichtungen und dem Bezirksamt Neukölln, die auf Initiative des »Geriatrisch- Gerontopsychiatrischen Verbunds Neukölln« (GGVN) zustande kam. Beteiligt sind das Wohin, wenn der Weg weg ist weiterlesen

Berliner Quartiersräte beraten sich

Anerkennung für ehrenamtliches Engagement im Kiez

Der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Andreas Geisel, hat gemeinsam mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, die gewählten Mitglieder der Quartiersräte und der Aktionsfondsjuries der Stadt Berlin in das Abgeordnetenhaus von Berlin eingeladen.

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Quartiersrätekongress.                                                                                   Foto: Christo Libuda (Lichtschwärmer)

Senator Andreas Geisel: »Den Quartiersräten gebührt unser Dank und eine öffentliche Anerkennung für ihre ehrenamtlich geleistete Arbeit für unserer Stadt. Der Einsatz der Mitglieder der Quartiersräte und der Aktionsfondsjuries in den Berliner Stadtteilen gehört zu den besonders hervorzuhebenden Ehrenämtern in der Stadtentwicklung. Ich bin ganz sicher, dass die Programmmittel in der Höhe von 27,5 Mio. Euro für Projekte des Programms »Sozialen Stadt« auch in diesem Jahr gut genutzt werden.« Berliner Quartiersräte beraten sich weiterlesen

Auf gute Zusammenarbeit

Das Quartiersmanagement Donaustraße-Nord verbessert den Zusammenhalt im Kiez

Gegenwärtig wird heiß diskutiert, welche politischen Instrumente und Maßnahmen am besten  geeignet sind, der zunehmenden Verschlechterung der sozialen Situation und der Lebensbedingungen in Neukölln entgegenzuwirken. Der Bezirk setzt dabei schon seit langem auf das Instrument des Quartiersmanagements (QM). Seit 1999 wurden insgesamt elf Quartiersmanagementbezirke in Neukölln eingerichtet. Diese Gebiete zeichnen sich durch einen besonderen Entwicklungsbedarf aus. Die Indikatoren dafür sind unter anderem hohe Arbeitslosigkeit, ein hoher Anteil an Familien, die von Transferleistungen abhängig sind, Kinderarmut, Bildungsferne sowie ein hoher Migrantenanteil. Ziel des Quartiersmanagements ist eine nachhaltige Verbesserung des Wohn- und Lebensumfelds in den jeweiligen Gebieten.

team280114Das Team des QM Donau-Nord.   Foto: rb

Das QM Donaustraße-Nord startete im Jahr 2009 und ist damit eines der jüngeren in Neukölln. Sein Gebiet wird im Westen durch die Karl-Marx-Straße, im Norden durch den Hermannplatz, im Osten durch die Sonnenallee und im Süden durch die Erkstraße begrenzt. Das QM unterstützt eine Vielzahl größerer und kleinerer Projekte im Kiez mit Fördermitteln aus dem Programm »Soziale Stadt«. Für kleinere Aktionen wie Hoffeste, Tanzveranstaltungen oder ähnliches kann auch kurzfristig Geld zur Verfügung gestellt werden. Für größere Projekte, die meist über mehrere Jahre angelegt sind, steht ein Projektfonds zur Verfügung. Zwei Drittel der Mittel fließen in Bildungsprojekte. Geförderte Projekte sind zum Beispiel der Jugendstadtteilladen Hobrechtstraße oder die Nachmittagsbetreuung an der Ernst-Abbe-Schule. Besonders stolz ist Juliane Willerbach, Mitarbeiterin im Team des QM Donaustraße-Nord auf das Elterncafé an der Rixdorfer Schule. Die ehemalige Hausmeis­terwohnung der Schule wurde zu einem vielfältig nutzbaren Treffpunkt umgestaltet und ist für verschiedene Kurse und Treffen für Bewohnergruppen aus der Nachbarschaft offen, unter anderem findet dort jeden letzten Freitag im Monat ab 9 Uhr ein Frauenfrühstück statt.
Juliane Willerbach will noch mehr Bewohner des Quartiers miteinander ins Gespräch bringen. Wichtigstes Gremium hierfür  ist der Quartiersrat. Er besteht mehrheitlich aus Bewohnern, die übrigen Mitglieder sind Vertreter aus Schulen, Vereinen, Kulturinstitutionen und Gewerbetreibende. Die Mitglieder des Quartiersrats nehmen Einfluss darauf, was schwerpunktmäßig im Gebiet verbessert werden soll. Die regelmäßigen Quartiersratssitzungen sind öffentlich. Juliane Willerbach ruft ausdrücklich zur Teilnahme auf: »Jeder ist herzlich eingeladen, an der Gestaltung des Quartiers mitzuwirken«. Die nächste Sitzung findet am 20. März um 19 Uhr im Quartiersbüro statt.

rb

QM Donaustraße-Nord, Donaustraße 7, 12043 Berlin, Tel.: 346200-69/-70, e-mail: info@qm-donaustrasse.de, Sprechzeiten: Di 16:00-18:00 und Do 10:00-12:00

Älter werden in Neukölln

 Herausforderung ist die Mehrgenerationengesellschaft

Neukölln ist zwar ein Bezirk, der besonders für junge Leute eine große Anziehungskraft hat, aber auch hier gibt es immer mehr ältere Menschen. Ist der Bezirk auf die Bedürfnisse dieser Menschen eingerichtet?

Über dieses Thema diskutierten beim »Talk im Park« am 26. Oktober Meltem Baskaya vom »Kompetenz-Zentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe«, Hedwig Rockel vom »Seniorentreffpunkt Neukölln«, Bernd Szczepanzki Bezirksstadtrat für Soziales, und Jochen Ziegelmann vom »Deutschen Zentrum für Altersfragen«. Die Fragen stellten Heidi Göbel und Martin Steffens.

Jochen Ziegelmann stellte als erstes fest, dass der Arbeitsmartkt noch keineswegs angemessen auf die älter werdende Gesellschaft reagiert. Zwar sollen alle bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten, werden aber vielfach bereits mit 50 aus dem Arbeitsleben aussortiert. Das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf die Höhe der Altersrenten. Altersarmut ist die häufige Folge. Bei der derzeitigen Entwicklung der Mieten, besonders in Nordneukölln, kann das dann auch schnell dazu führen, dass Wohnungen unbezahlbar wird.

Bernd Szczepanzki stellte allerdings fest, dass es auch noch einen anderen Grund dafür gibt, dass im Süden Neuköllns mehr alte Menschen wohnen als im Norden: die Wohnungen in den Neubaugebieten, besonders in der Gropiusstadt, haben Aufzüge im Gegensatz zu Nordneuköllner Altbauten.
Kritisch sah Bernd Szczepanzki auch die Freizeitangebote für Ältere. Gelegentliche Treffen bei Kaffee und Kuchen, gemeinsames Schunkeln zu Musik von Claire Waldoff oder Hans Albers, fand er denn doch allzu dürftig. Es sei wichtig, meinte er, dass sich das Altersbild in den Köpfen ändere. Alt ist nicht gleich krank. Alte Menschen haben der Gesellschaft durchaus noch sehr vieles zu bieten.

Dem konnte sich Hedwig Rockel nur anschließen. Auch sie wies darauf hin, wieviel Erfahrung die Alten an die Jungen weitergeben könnten. Dazu müssten sich die Altersgruppen aber viel mehr vermischen. Mehrgenerationenhäuser könnten hier hilfreich sein. Eine solche Vermischung könnte darüber hinaus auch helfen, Familie zu simulieren, wo die echte Familie nicht mehr funktioniert.

Meltem Baskaya, Jochen Ziegelmann, Bernd Szczepanzki und Hedwig Rockel.Foto: mr
Meltem Baskaya, Jochen Ziegelmann, Bernd Szczepanzki und Hedwig Rockel.        Foto: mr

Bei den Zuwanderern ist der Familienzusammenhalt in der Regel noch selbstverständlich, wie Meltem Baskaya feststellte. Das ist ein Grund, weshalb in den Senioreneinrichtungen wenige Migranten zu finden sind. Deshalb gibt es in diesen Einrichtungen auch kaum Angebote für diese Klientel, was widerum dazu führt, das Migranten sich in diesen Einrichtungen nicht gut aufgehoben fühlen. Es fehlt das gegenseitige Verständnis. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Am Ende des Abends waren sich alle einig. Es gibt noch viel zu tun, denn das Problem der  immer älter werdenden Menschen ist die größte Herausforderung, vor die diese Gesellschaft gestellt wird.     mr